Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Vom Bericht zur Notiz

In München an der LMU bin ich sozusagen mit den „Forschungsberichten“ groß geworden, die man am Lehrstuhl Prof. Mandl in den 1990er Jahren ziemlich aufwändig per Post versendet hat. Irgendwann hat man dann (wahrscheinlich wegen mir ;-)) die Praxisberichte eingeführt (gibt es jetzt nicht mehr), um vor allem anwendungsbezogene Arbeiten auf demselben Wege aktuell zugänglich zu machen. In Augsburg habe ich versucht, über die Reihe „Arbeitsberichte“ diese Idee fortzuführen – online natürlich, denn per Post verschicken will heute solche Schriften der „grauen Literatur“ niemand mehr.

Für Buchbeiträge ist es in der Regel wenig problematisch, wenn diese im Kern bereits als solche Berichte verfügbar sind. Zeitschriften dagegen nehmen Beiträge meist nicht mehr, wenn sie einmal in dieser Form online standen. Das hat jetzt nicht nur mit der Veröffentlichungspraxis (Open Access), sondern auch mit dem (berechtigten) Anspruch von Zeitschriften zu tun, NEUE Inhalte zu publizieren. Trotzdem sind Forschungs-, Praxis-, Arbeits- oder sonstige Berichte aus meiner Sicht enorm wertvoll: Sie sind schnell verfügbar, regen vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs zum Schreiben an (weil man nicht endlos auf Reviews warten muss) und können dabei helfen, die Arbeit an einer Professur, einem Institut etc. bekannter zu machen.

Wie kommt man aus diesem Dilemma heraus? Wir versuchen es nun in München mit einem (für uns) neuen Format: nämlich sogenannten Forschungsnotizen. So nennen wir eine Art „extended abstract“, das die Problemstellung und den Kontext einer Arbeit oder eines Projekts, die theoretische Verortung dieser Arbeit bzw. dieses Projekts, das methodische Vorgehen (wobei wir auch theoretische und konzeptionelle Arbeiten einschließen) und exemplarische Ergebnisse sowie einen Ausblick darlegen soll. Die Länge der Forschungsnotizen ist derart, dass man mehr als eine schwer verständliche Zusammenfassung geliefert und einen gehaltvollen Eindruck von einer Arbeit oder einem Projekt bekommt, ohne dass bereits die Länge eines Artikels erreicht wird. Meine Hoffnung ist, dass Forschungsnotizen dann auch das Schreiben ausführlicherer Artikel erleichtert. Gleichzeitig bleibt der Vorteil erhalten, über die aktuellen Forschungsarbeiten zu berichten. Wir werden sehen, wie sich das bewährt.

Die erste Forschungsnotiz ist nun seit einigen Tagen online, nämlich hier. Es sollen natürlich bald mehr folgen.

3 Kommentare

  1. Liebe Gabi
    Herzlichen Dank für den Effort, den du da mit den Forschungsnotizen machst. Aus meiner Sicht ein spannendes Format, sich nicht (ausschliesslich) nur auf die Ergebnisse zu beziehen, die in wiss. Artikeln ja meist im Vordergrund stehen, sondern Informationen auch zum Forschungsmethodischen Vorgehen und vor allem zur theoretischen Verortung zu machen. Genau hier liegt meiner Meinung nach ein Mehrwert – endlich werden die „Ideen dahinter“, die sonst meist nur angerissen oder in dicken Monographien zum Tragen kommen, zusammengefasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
    Liebe Grüsse
    Mandy

  2. Pingback: Randnotizen » Professur-Homepage: Forschungsnotizen

  3. Hallo,
    aufmerksamm hab ich die sehr interessante Forschungsnotiz Nr. 2 „Kino fällt“ aus gelesen und mir sind sofort einige Dinge „durch den Kopf geschossen“.
    Bei den berichteten Ergebnissen fiel mir auf,
    dass entgegen dem „Kino-Film“ wohl am Anfang Spannung besteht und die zum Ende nachlässst (Beteiligung der Studenten, Lesequote, … Müsste man hier nicht die methodischen „Meilensteine“ so aufbereiten, dass die „Spannung“ zum Ende hin wächst? Oder gibt es im Ablaufdesign Möglichkeiten der Optimierung? Die Portionierung bei e-aufbereiteten-Lerninhalten wirkt ja relativ gut. Schauen wir zur Hirnforschung rüber wird ja zur Zeit zunehmend die Wirkung der Erfahrungen auf Entwicklungsprozesse beschrieben. Müssten wir hier nicht mehr das Augenmerk drauf legen und „positive Erlebnisse“, „Erfahrungen“ einbauen, auch im Sinne von „learning by doing“.
    Biografischen Berichten von Menschen kann man ja vielfältig entnehmen, dass die Paarung „lernen“ und „Erlebnis“ sehr hoch miteinander in Beziehung steht. Vielleicht macht es ja Sinn „Meilensteine mit Erlebniswert“ in die neue Form des Lehrens einzubauen.
    Dieter Fischer