Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Große Verunsicherung

In vielen Blogs hat es sich eingebürgert, sich untereinander in Kommentaren mit „du“ anzureden. Ich habe überhaupt kein Problem damit – im Gegenteil: Ich finde das gut, warum auch nicht. Nun passiert es mir immer häufiger, dass ich Leuten in Workshops oder auf Tagungen begegne, die mein Blog kennen, ja, die manchmal auch kommentieren (auch wenn das letztlich nur wenige sind). Dann ist die Verunsicherung plötzlich groß: Wie ist das? Darf man jemanden einfach mit „du“ in der physischen Realität ansprechen, wenn man das z.B. in Kommentaren in der Blogosphäre bereits gemacht hat? Vielleicht sind ist diese ungeklärte Frage der Grund dafür, dass manche Kommentatoren die Entscheidung einfach umgehen und weder ein „Sie“ noch ein „du“ verwenden, sondern das schlicht offen lassen. Das hat dann im realen Raum den Vorteil, dass die genannte Verunsicherung nicht eintritt. Ich passe mich meistens an, habe ich gemerkt: Spricht mich jemand mit „du“ an, ist das gut und ich mache es genauso – aufatmend, dass der/die andere die Entscheidung getroffen hat. Spricht man mich mit „Sie“ an, bleibe ich auf dieser Ebene. Also, es ist, wenn man länger darüber nachdenkt, nicht so ganz unkompliziert – das stimmt schon. Deswegen versuche ich es mal in meinem Fall weniger kompliziert zu MACHEN und stelle klar: Es ist völlig in Ordnung und nur konsistent, wenn ein Du in der Blogosphäre auch im realen Raum fortgesetzt wird – egal, in welcher „formalen“ Beziehung jemand zu mir steht. Es wäre aus meiner Sicht unpassend, nach dem Motto zu verfahren: dem „Kollegen“ ist das erlaubt, einem Mitarbeiter vielleicht und dem Studierenden nicht. Also: keine Sorge – ich spiele keine zwei verschiedenen Rollen in der realen und in der virtuellen Welt!

7 Kommentare

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  2. Hallo Frau Reimann… Hallo Gabi…
    nun es steckt einfach so drin dem Lehrer, Mentor, oder Professor die entsprechende Achtung entgegen zu bringen. Obwohl ich mit beiden Beinen im Leben stehe und auch schon viel erreicht habe, bleibt diese „komische“ Situation, wenn man selbst Lernender oder Student ist. Das interessante dabei ist, das es den Mentoren, z.B. in Onlineseminaren, selbst so geht und ihnen das „Du“ wie von selbst von den Lippen geht. Wahrscheinlich ist ihnen auch klar welcher Alterstufe wir angehören. Ich glaube jedoch nur durch die neuen Medien (Blogs, Twitter …) und dem Social Network sind solche Situationen entstanden. Danke auf jeden Fall für dei Anregung und deine Meinung.
    André

  3. Hallo André,
    ja, das wünsche ich mir auch – eine gewisse Achtung, jedenfalls wenn man mehr z.B. mehr Erfahrung einbringen kann, sich sehr bemüht oder es sonst einen guten Grund dafür gibt. Das ist aber meiner Erfahrung nach mit dem „Du“ problemlos vereinbar. Umgekehrt schützt einen das „Sie“ ja auch nicht vor unpassenden Bemerkungen und Distanzlosigkeit. Genauso gilt, dass auch ein einmal eingeschliffenes „Sie“ zwischen zwei Menschen eine gute soziale Beziehung nicht verhindern oder beeinträchtigen muss – auch das kenne ich selbst (mir würde nicht einfallen, Herrn Mandl zu duzen – aber er bloggt ja auch nicht ;-)). Es bleibt also, was es ist: an sich Oberfläche.
    Gabi

  4. Liebe Gabi,
    vielen Dank für diesen schönen Artikel. Ich bin auch schon des öfteren auf diese Problematik gestoßen, und ich sehe es eigentlich genau so wie du.
    Problematisch ist aus meiner Sicht nur, dass bei uns an der Hochschule zwischen Dozenten und Studenten überwiegend gesiezt wird. In der Regel handhabe ich das in meinen Veranstaltungen auch so. Ich persönlich habe auch kein Problem damit, wenn mich ein Student duzt – allerdings fühle ich mich selbst gehemmt, das umgekehrt zu tun, weil ich den Eindruck habe, ich würde ihm oder ihr gegenüber den anderen Studierenden einen persönlicheren Status gewähren. Hast du dieses Problem nicht bzw. wie löst du das?
    Viele Grüße,
    Christian

  5. Hallo Christian,
    ja stimmt schon, das ist in der Tat schwierig, denn da wir ja nicht in Schweden leben und man sich an die kulturellen Gepflogenheiten weitgehend anpasst 😉 (auch ich), herrscht bei uns in der Lehre ebenfalls das Sie. Das Problem, das du schilderst (also wenn es um die eigenen Studierenden geht, die dann in der Veranstaltung sitzen), hatte ich bisher in der Form noch nicht, weil (a) wenige Studierende aus unserem Studiengang meinen Blog kommentieren (ich glaube auch, dass es nicht viele lesen), (b) die bisherigen studentischen Kommentatoren/innen meist bei mir arbeiten und sich daher das Problem nicht stellt (da wir dann ohnehin das Du haben) und (c) die wenigen, die mal kommentieren, auch im Blog beim Sie bleiben, was ja auch völlig in Ordnung und im geschilderten Fall wohl auch die einfachste Lösung ist. Aber ich kann mir ja schon mal überlegen, was ich mache, wenn der von dir genannte Fall (d) eintritt: Ja mei … wenn mich jemand mit Du anspricht, dann wäre es für das Gegenüber schon sehr peinlich, dann auf das Sie zu bestehen. Ich denke, ich bleibe dann bei der (ohnehin reflexartigen) Erwiderung der gewählten Form. Die Welt wird deswegen nicht untergehen 🙂
    Gabi

  6. Liebe Gabi,
    „ich denke, ich bleibe dann bei der (ohnehin reflexartigen) Erwiderung der gewählten Form. Die Welt wird deswegen nicht untergehen.“
    Diese lockere Haltung finde ich super. So werde ich’s auch halten. Vielen Dank für diesen Austausch! Wenn man weiß, dass es andere auch so sehen und so handhaben, dann fällt einem das leichter. Schön, dass es dein Blog gibt! 🙂
    Viele Grüße,
    Christian

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