Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Förderlogik – zum Mitdenken

Die DFG stellt gegenwärtig ihr „Förder-Ranking 2009“ vor (hier geht es zur Pressemitteilung und hier geht es zu dem dazugehörigen ca. 200 Seiten umfassenden Gesamtwerk). Ich will aber an dieser Stelle eigentlich nur auf den Wortlaut der Pressemittelung hinweisen, die ich mehrmals gelesen und mich gefragt habe: Was will mir das sagen?

Zitat: „Das neue DFG-Ranking macht deutlich: Die Hochschulen haben die Chancen erkannt, die sich ihnen durch einen intensiveren Wettbewerb eröffnen. Und ein ganz wesentlicher Motor in diesem Wettbewerb sind die Fördergelder der DFG und anderer Quellen“, betonte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner bei der Vorstellung des Berichts. Dabei hängen Fördergelder, Wettbewerb und Profilbildung in mehrfacher Weise zusammen: Die Hochschulen nutzen die eingeworbenen Drittmittel immer stärker, um ihre Forschungsprofile zu schärfen. Mit diesen wiederum verbessern sie ihre Chancen im Wettbewerb um weitere Drittmittel. Zitatende

Was heißt das das jetzt? Hochschulen werben Drittelmittel ein, um ihr Forschungsprofil zu schärfen, was wahrscheinlich wiederum so viel heißt wie: Konzentration in der Forschung auf spezielle Themen (und auch Methoden?) und passende Partner. Wenn die Hochschulen das tun, dann haben sie mehr Chancen im Wettbewerb, spricht, sie bekommen wieder Drittmittel. Die setzt man dann ein, um weiter am Profil zu schärfen usw. Hab ich das so richtig verstanden? Man bekommt das Gefühl nicht los, dass da etwas zum Selbstzweck wird, nämlich das Profil und die Drittmittel – jedenfalls, wenn man es aus der Perspektive des „Wettbewerbs“ betrachtet. Da sind Fördergelder offensichtlich an Profilschärfung zwingend gebunden. Gibt’s auch noch was anderes als die Perspektive des Wettbewerbs? Hmmm … ach, bestimmt nicht. Schärfen wir also unser Profil. Was denn ein Profil ausmacht? Ja, also … Wenn insgesamt die 20 bewilligungsstärksten Hochschulen in Deutschland zwischen 2005 und 2007 mehr als 60 Prozent aller DFG-Mittel eingeworben haben und bei 40 Hochschulen schon ein Anteil von 88 Prozent erreicht ist, dann ist mit Profil ja vielleicht das Profil der eingeworbenen Drittmittel gemeint? Jedenfalls schließt sich hier der Kreis, denn die Chancen dieser Hochschulen im Wettbewerb steigen – logisch. Noch Fragen?

4 Kommentare

  1. s.a. Michael Kerres zu „Die Uni-Hitparade“
    http://blog.kerres.name/2009/09/hitparade-der-besten-unis.html

  2. Ja, stimmt – danke. Der Beitrag passt gut dazu 🙂
    Gabi

  3. genau, wenn sich Kreise schließen, besteht die Gefahr von Zirkelschlüssen 😉 Ehrlich gesagt beschleicht mich bei „Profil schärfen“ die Befürchtung, dass ein solches eher verloren geht – Erhöhung der Flexibilität bis zur Unkenntlichkeit.
    Ich hatte als Gutachter vor wenigen Jahren Gelegenheit umfangreiche Antragspapiere (für sehr hohe Fördergeldsummen) zu studieren und war in vielen Fällen irritiert, wie – egal was konkret beantragt wurde – die gerade aktuellen Schlagworte herunter gebetet wurden und wie selten eigenständige Ideen entwickelt und schlüssig begründet wurden.
    Die von dir angesprochene Konzentration könnte also durchaus auf Mainstream-Forschung hindeuten statt unkonventionelle Ideen und Vorgehensweisen.

  4. Lieber Joachim,
    noch schlimmer ist ja, dass man immer wieder Gefahr läuf, das mituzumachen. Ich selbst ertappe mich auch dabei, die Schlagworte zu nutzen, von denen man annimmt (oder hofft), dass sie die gerade aktuellen Gedanken der Gutachter erreicht und zu wohlwollendem Nicken führen. Daher mein aktuelles Interesse am Thema Peer Review :-). Manche Probleme, die wir in der Wissenschaft haben, sind einfach hausgemacht.
    Gabi