Seit gestern (und noch bis zum 12.03.2011) findet die 20. Jahrestagung der Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts e.V. (GDSU) an der Otto-Friedrich Universität in Bamberg statt. Die Jahrestagung der GDSU steht unter der Thematik „Lernen und Lehren im Sachunterricht – Zum Verhältnis von Konstruktion und Instruktion“ (mehr dazu hier). Nun habe ich mit Grundschulunterricht eher wenig zu tun – von Tech Pi und Mali Bu mal abgesehen. Dennoch habe ich die Einladung zu einem Vortrag angenommen – nämlich wegen des Themas der Tagung, das von grundsätzlicher Natur ist und für mich an sich ein ganz willkommener Anlass war, mir mal wieder über dieses Begriffspaar „Instruktion – Konstruktion“ Gedanken zu machen. Ich hatte mir dafür die eher ruhige Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ausgesucht – und bin dann fast daran verzweifelt. Ich hatte viele Entwürfe, die alle der Delete-Taste wieder zum Opfer fielen. Am Ende ist eine Art „Laut-Denk-Protokoll“ herausgekommen und ich kann jetzt nur hoffen, dass das die Zuhörer/innen nicht gelangweilt hat oder an den Erwartungen komplett vorbeigegangen ist. Auf Folien habe ich diesmal komplett verzichtet – was wohl ein gewisses Risiko in der PowerPoint verwöhnten (oder geschädigten – wie man es nimmt) Tagungskultur ist. Dafür aber stelle ich gerne mein Manuskript zur Verfügung – vielleicht mag ja jemand mitdenken.
Zum Mitdenken
11. März 2011
11. März 2011 um 15:32
Hallo Gabi,
mit dem Aspekt Mut hast Du sicher einen ganz zentralen Punkt im Bereich Lehren und Lernen herausgegriffen. Immerhin ist das ein Plädoyer dafür, dass man gut darüber Bescheid wissen sollte, welche Interessen und Überzeugungen Studierende mitbringen, um sich bis zu einem gewissen Grad auf diese Zielgruppe (um bei der Kundenmetapher zu bleiben) einlassen zu können. Umgekehrt heißt Mut aber auch, mitunter das zu tun, was von Studierenden nicht erwartet wird, etwa um diese Überzeugungen zu erschüttern. Jedenfalls könnte ich Dir ganz aktuell ein weiteres Beispiel nennen, das – didaktisch gesehen – sehr gut arrangiert ist, aber unter Studierenden polarisiert. Wenn man an guter Lehre interessiert ist, gerät man bei solchen Evaluationsergebnissen natürlich ins Grübeln. Keineswegs sollten diese aber dazu führen, zurückzurudern und alles wie früher zu machen – im Gegenteil: Ich glaube, dass mutige Lehrende auch eine gewisse Überzeugungskraft für ihre Art des Lehrens entwickeln, die über die Zeit auf Studierende abstrahlt. Solche Erlebnisse hatten wir ja in Augsburg auch oft genug 😉
Liebe Grüße,
Sandra
12. März 2011 um 18:18
… „die über die Zeit auf Studierende ausstrahlt“. Das ist gut! Frage: Wie viel Zeit muss vergehen, dass man den Wert guter, d.h. wohl auch aufreibender oder gar erschütternder Lehre sieht, akzeptiert, wert-schätzt?
Neulich wollte ich meinem Deutschlehrer aus Schulzeiten schreiben, mich bedanken, dass er damals vor 20 Jahren richtig guten Unterricht gemacht hat. 20 Jahre später. Zum Schicksal guter Lehrer (an Schule und Hochschule) gehört es wohl, dass der Dank im Herzen der Schüler getragen wird oder sich in lustigen Wendungen äußert wie: „Mich hat der ganze S. nicht interessiert, aber ich fand schon cool, wie sich sich dafür begeistern konnten“ (Aus: Große Pause).
Frank
12. März 2011 um 21:18
Hallo Frank,
das Problem ist ja, dass sich retrospektiv ganz gut einschätzen lässt, ob Ideen auf fruchtbaren Boden gefallen sind und wie lange es gedauert hat, bis sich Akzeptanz bei den Lernenden unter ganz bestimmten Bedingungen eingestellt hat. In die Zukunft zu blicken, ist hingegen ungleich schwerer: Bei einem kommen didaktische Innovationen schneller an als beim anderen und beim nächsten vielleicht nie. Insofern muss man im gleichen Atemzug mit Mut auch von Begeisterungsfähigkeit und Durchhaltevermögen sprechen. Dann besteht zumindest die Chance, dass Ideen fruchten. Allerdings kommen bis dahin wohl eine ganze Reihe von Aspekten zusammen, die über die bloße Lehrerpersönlichkeit hinausgehen (wenn man Forschungsergebnissen aus dem Bereich trauen kann). Vermutlich ist es deshalb auch so schwer, hier Wirkungen (zeitlich und inhaltlich) aufzuzeigen… leider :S
Viele Grüße,
Sandra
14. März 2011 um 09:09
Die Ausführung zur „brick and mortar“ tradierten Lehre „Allein schon durch seine Architektur weckt der Hörsaal lang tradierte Erwartungen. Wer diese Erwartungen nicht erfüllt, hat erst mal mit den produzierten Enttäuschungen zu kämpfen.“ hat mich an ein eigenes Erlebnis erinnert. Während der Planung und des Baus eines neuen Hörsaalgebäudes waren die Lehrenden nur auf eigene Intervention eingebunden. Die Frage, ob mehrere kleinere Hörsäle aus didaktischer Sicht wohl geeigneter wären als ein großer, ist auf völliges Unverständnis gestoßen. Am Ende haben uns die Architekten versichert, dass sie uns ein ganz tolles Lehrgebäude hingestellt haben und richtig stolz auf sich seien. Da fragt man sich, woher diese Meinung wohl kommt:-) Zumindest hat man uns in dem Stufenhörsaal einen Mittelgang zugestanden.
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