Gestern war ich an der Uni Frankfurt auf einer hochschuldidaktischen Veranstaltung für Professoren: Es ging im Großlehrveranstaltungen und ich war gebeten worden, die Teilnehmer knapp eineinhalb Stunden mit Informationen und Anregungen zu diesem Thema zu beschäftigen. Zweiter Referent war Wolfgang Effelsberg von der Universität Mannheim, der von seinen Erfahrungen mit Response-Systemen in Vorlesungen berichtete.
Anbei das Vortragsmanuskript inklusive Folien
Folien_Vortrag_Frankfurt_Nov_11
Positiv war, dass Professoren aus recht verschiedenen Fachgebieten vertreten waren. Dabei wurde wieder einmal deutlich, dass es doch einerseits große fachspezifische Besonderheiten gibt, dass andererseits aber ähnliche Probleme vorhanden sind. Unter anderem das Thema „Erwartungen“ auf Seiten der Lehrenden und der Studierenden sowie das Problem der oft schwierigen Kommunikation dieser Erwartungen scheinen doch vielen unter den Nägeln zu brennen. Ungewöhnlich war übrigens aus meiner Sicht die folgende Erfahrung, die Holger Horz mitteilte: Es gäbe Studierende, die würden eine trockene und schwer verständliche Vorlesung als eine Art Initiationsritus erleben, die man entsprechend besser nicht verändern soll, denn: „Da muss man durch!“
2. November 2011 um 09:51
Sehr schöner Vortrag,
wir arbeiten gerade bei oncampus an neuen Konzepten von Online Studiengängen, da wir eine neue Projektförderung bekommen haben. Wenn ich jetzt aber den Text richtig verstanden habe, ergibt sich aus dem letzten Abschnitt das Ergebnis, egal was ich versuche, es wird irgendwie nicht besser. Man könnte also aggresiv sagen, ich brauch nichts ändern, der klassische Ansatz bringt genauso viel, wie alle anderen „innovativen“ (und entsprechend aufwendigen) Ansätzen.
Ich als Informatiker, denke ja auch immer etwas anders. „Gute Lehrer werden geboren und nicht gemacht.“ Egal wie aufwendig die Konzepte sind, Lehre ist eher eine Berufung 🙂
Grüße aus dem Norden
Andreas
2. November 2011 um 10:11
Hallo Andreas,
na, da hast du aber den letzten Absatz überlesen ;-). Mir war wichtig rüberzubringen, dass es keine Rezepte gibt und dass man auch nicht immer mit allem überall Erfolg hat, sondern dass es mitunter vieler Experimente bedarf, um die Situation vor Ort besser zu machen. Ich denke zudem, es ist auch mal wichtig deutlich zu machen, was NICHT so gut funktioniert bzw. dass man nicht immer die großen Erfolge sicher hat, wenn man viel Aufwand betreibt. Sich darüber auszutauschen, kann ja nicht schaden. Die Devise lautet natürlich: „Niemals aufgeben“ 🙂
Gabi
2. November 2011 um 12:38
Hallo Gabi,
die Hauptbotschaft ist definitiv hier im Norden angekommen. Ich wollte das „Niemals aufgeben“ auch noch schreiben, denn ich denke auch, dass die Technik und die Digitalisierung viel schneller sein wird, als die neuen Konzepte und vor allem die Aufgeschlossenheit zur Veränderung. Es gibt keine Allheilmittel in der Lehre, jedoch zwingen uns mangelnde Ressourcen zur Verallgemeinerung (leider). Ich denke gerade die Punkte Videokonferenzen, Marketing, CI und iTunes sind Punkte, wo es nicht nur um neue Konzepte geht, sondern auch andere Aspekte einwirken, die auch sehr wichtig sind. Die meisten Hochschulen und Dozenten denken ja auch nur an ihre Schüler, die sie in der Vorlesung sehen können, aber dank Youtube und Co erreicht das Lehrmaterial Tausende und bietet ganz andere Perspektiven (ich bin immer von den Kommentaren auf unserem YouTube Channel begeistert). Mal schaun, was die Zukunft bringen wird.
Andreas
2. November 2011 um 23:10
Ich kann nur bestätigen, dass die Zukunftsaspekte, die im Jetzt fokusartig aufblitzen, die wichtigen Signale sind. Es gibt immer die retro-Aspekte, die irritieren. Sie sind auch immer real. Aber trotzdem sind die Visionen wichtiger. Ich hatte heute ein aufschlussreiches Gespräch mit einem Vertreter des eLearning im Bereich der Uni Münster, das mir vermittelte, wie schwierig die Installierung neuer Lernformen ist, das mir aber auch gleichzeitig verdeutlichte, wie wichtig es ist, kleine Ansätze zu institutionalisieren. Fangen wir an, machen wir weiter, lassen wir uns nicht desillusionisieren!
5. November 2011 um 09:48
Hallo Gabi,
kurz zur Aussage von Holger Horz, dass einige Studenten die Vorlesung als Initiationsritus erleben. Das kann ich so durchaus bestätigen, dieses Phänomen ist aus meiner Sicht gerade in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften weit verbreitet (In meiner Zeit in der Fakultät für Elektortechnik & Informatik haben mir Studenten das auch direkt kommuniziert). Leider ein gutes Beispiel dafür, dass wir über die entscheidenden Aspekte des Studiums und Einstellungen der Studierenden oft nur wenig wissen.
LG aus Hannover … Marc