Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Was liest du da?

Seit Anfang Dezember gibt es die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit dem Titel „Lesen in Deutschland 2008“ von der Stiftung Lesen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Hierzu wurden 2.500 Jugendliche und Erwachsene befragt; ergänzt wurde diese Befragung mit rund 45 Interviews, deren Ergebnisse ich aber leider nicht gefunden habe. Herunterladen kann man die Ergebnisse in Form eines Foliensatzes (um nicht so viel zu lesen zu haben ;-)).

Beliebt sind ja stets Typenbildungen, auf die auch die Studie nicht verzichtet hat und zu folgendem Ergebnis kommt:

lesetypen_graphik1Für das Thema E-Learning interessant sind die Ergebnisse zum Thema „Lesen am Bildschirm“ (Folien 35-42): Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass

  • vollständiges Lesen von Texten am Bildschirm im Vergleich deutlich zunimmt,
  • es besonders Männern, jungen Erwachsenen und höher Gebildeten egal ist, ob ein Text gedruckt oder digital vorliegt,
  • Männer, junge Erwachsene und höher Gebildete besonders offen für Handy-E-Books sind und
  • dennoch die Mehrheit nicht auf gedruckte Bücher verzichten will, was besonders für Frauen, ältere und höher gebildete Befragte gilt.
  • Printprodukte vor allem bei Älteren noch einen gewissen „Vertrauensvorschuss“, was aber z.B. für Jugendlich nur noch in geringem Maße gilt,
  • nur eine Minderheit unterwegs elektronische Lese-Angebote nutzt, der „Print-Vorteil Mobilität“ also bisher noch keine große Rolle spielt.
  • Gut zu wissen ist auch, dass das „Lesen in kleinen Häppchen“ und das „Lese-Zapping“ (womit das schnelle Überflie0egn gemeint ist) zunimmt. Ein Graus für alle Autoren, die sich bei jedem Satz sehr viel gedacht haben …

Interessant sind auch die Ergebnisse zum Thema „Migration und Lesen“ (Folien 43-53) , die zeigen, dass sich Befragte mit Migrationshintergrund hinsichtlich der Lesehäufigkeit nicht von Befragten ohne Migrationshintergrund unterscheiden – entscheidend sind auch hier Bildung und „Lese-Vorbilder“ im Elternhaus.

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für die Zusammenfassung! Interessant finde ich, dass ja offenbar auf der Ebene Medienkompetenz angekommen ist, dass der Computer auch ein Lese-Medium ist (ganz zu schweigen vom Schreibmedium durch Web 2.0). Wichtig vor allem für die Lehrerbildung wäre jetzt die Schlussfolgerung, dass Lese- und Schreibkompetenz – auch auf der Basisstufe der Grundschule! – mit dem Leitmedium Computer zu vermitteln ist, und eben nicht mehr auf der Ebene der Buchkultur in der didaktischen Form der Druckwerkstatt und schon gar nicht mehr auf der Ebene der skriptorischen Medienkultur in der didaktischen Form der Schreibschrift. Lese- und Schreibkompetenz sowie Textverständnis müssen im Internetzeitalter als Teil der computer-literacy verstanden werden, was entsprechende Folgen für die Vermittlung dieser Kompetenzen hat: Anfangsunterricht im Lesen und Schreiben muss und wird sich in Zukunft also in „Druckbuchstaben und an der Tastatur und in den entsprechenden Medien wie Blogs abspielen, anstatt mit Schreibschrift, Stiften und Schreibheft. Ein Schritt dazu: Netbooks in der Schultüte.

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