… ein besseres Wort fällt mir nicht ein, wenn ich an das Hickhack zwischen den Hochschulen bzw. der HRK und VG Wort denke: Unablässig hämmern uns Bildungs- und Hochschulpolitik ein, dass wir uns der Digitalisierung nicht entziehen können und der digitale Umbau der Gesellschaft das ist, worauf sich Lehrenden doch bitte endlich einstellen mögen (und fleißig Hard- und Software einkaufen); man ruft zu gemeinsamen Initiativen auf (z.B. Hochschulforum Digitalisierung) und fördert mit großen Summen Projekte zur Digitalisierung in der Lehre.
Und dann bekommen Wissenschaftler an deutschen Hochschulen massenweise Briefe ihrer Hochschulleitungen, in denen sie aufgefordert werden, das Element der Digitalisierung von Lehre ab 2017 zu unterlassen, das sich als erstes (leider oft auch einziges) Element in den letzten Jahren durchgesetzt hat: Lehr-Lernmaterial digital zur Verfügung zu stellen (wenn es sich denn um bereits publiziertes Material handelt – wobei wir hier von geschlossenen Umgebungen reden und freilich unter Berücksichtigung der bisher schon geltenden Regeln). In manchen dieser Briefe steht dann auch beschwichtigend, dass man in digital verbreiteten Texten schon noch zitieren darf (da haben wir ja nochmal Glück gehabt) und dass man eigene Folien weiter digital zugänglich machen darf (wobei ein Unterbinden digitaler Folienschlachten vielleicht sogar ein Segen gewesen wäre). Quasi alles andere aber sei jetzt schnellstens vom Netz zu nehmen. Sandra hat hier einige der Nachrichten zu diesem absurden Theater zusammengestellt. Auch die GMW hat (hier) eine Stellungnahme verfasst. Absurd ist das aus meiner Sicht deswegen, weil die Politik sich schon längst diesem seit langem bekannten Problem hätte annehmen können und müssen. Stattdessen setzt man auf immer neue Hochglanzportale, auf das Recycling von Ideen aus den letzten 20 Jahren und beschränkt sich darauf, den Sachzwang zu beschwören (keine Frage des Ob, sondern des Wie).
Wer jetzt schnell sein wollte, um sich in der Vorweihnachtszeit nicht noch mehr zu ärgern, und seine virtuellen Räume schon von Textmaterial befreit hat, war vielleicht zu schnell: Seit gestern nämlich gibt es eine Pressemeldung auf den Seiten der HRK (hier). Und da heißt es, dass Hochschulrektorenkonferenz, Kultusministerkonferenz und VG Wort eine gemeinsame Arbeitsgruppe beauftragen, die eine einvernehmliche Lösung für die Handhabung des Urheberrechts im Kontext der Lehre an Hochschulen entwickeln soll. Die Arbeitsgruppe werde rechtzeitig vor dem Jahresende 2016 (das sind jetzt noch knapp 3 Wochen – Respekt!) einvernehmlich einen Lösungsvorschlag vorlegen – soweit zum vorweggenommenen Ergebnis. Wir dürfen neugierig bleiben und jetzt erst mal im Kerzenschein meditieren und Kraft sammeln für die nächste Realsatire.