Daten teilen? So richtig – also open? Letzte Woche habe ich einen Vortrag von Stefan Hornbostel zum Kerndatensatz Forschung gehört. Botschaft: Die Idee, Metainformationen über Forschung in einheitlicher und damit auch auffindbarer Form öffentlich zur Verfügung zu stellen, ist gut, aber schwierig umzusetzen. Okay, wenn das schon schwer ist, fragt man sich, welche Hindernisse es gibt, um tatsächlich Forschungsdaten zu „öffnen“. Zufällig bin ich nun über die DUZ (hier) auf eine Studie aufmerksam geworden, die untersucht hat, welchen Einfluss Persönlichkeitseigenschaften auf die Bereitschaft haben, Forschungsdaten öffentlich zu machen. Die Studie ist – gar nicht selbstverständlich – tatsächlich hier öffentlich zugänglich.
Die Ergebnisse zeigen (was nicht verwundern dürfte), dass es Einflüsse der Persönlichkeit auf den Umgang mit Daten aus der eigenen Forschung gibt, dieser Einfluss aber komplex und nicht leicht zu deuten ist. Ich greife einen Aspekt heraus, der mir besonders aufgefallen ist, nämlich die soziale Erwünschtheit. Wem Anerkennung anderer im Wissenschaftsbetrieb wichtig ist, hält sich besonders zurück in Sachen „Open“: Wenn vor allem Publikationen zählen, die in bestimmten Zeitschriften erscheinen, lohnt es sich einfach nicht, Daten zu teilen; das zählt (im wörtlichen und übertragenen Sinne des Wortes) nicht, wird entsprechend nicht belohnt und anerkannt. Ich denke, das gilt auch für die öffentliche Reflexion von Forschung auf wiederum nicht sozial anerkannten Kanälen wie Blogs. Vor gut einem Jahr habe ich kurz über das Blogsterben unter Wissenschaftlern nachgedacht. Andrea Back hatte in einem Kommentar ein paar Gründe beigesteuert, u.a., dass das Bloggen eben nicht mehr neu und nicht mehr so angesagt sei – wohl auch ein Fall sozialer Erwünschtheit.
Man sollte ja an sich meinen (oder hoffen), dass Wissenschaftler weniger anfällig dafür sind, sich so zu verhalten, wie es irgendein Mainstream fordert, dass sie am Ende „höhere Ziele“ als die soziale Anerkennung haben. Und natürlich gibt es viele Rationalisierungen, wenn dem nicht so ist, wie auch Abwehrhaltungen denen gegenüber, die es dann doch anders machen – bis dahin, dass für naiv oder gar dumm erklärt wird, wer sich gegen den Mainstream verhält. Da hilft vermutlich nur Selbstkritik – und die ist wichtiger und schwieriger denn je in Zeiten eines ziemlich kruden (Verdrängungs-)Wettbewerbs auch in den Wissenschaften, dessen Ziele nicht immer vor allem wissenschaftlicher Art sind.