Nein, es ist kein wissenschaftlicher Text und er stammt auch nicht aus der Feder eines Wissenschaftlers, aber die darin enthaltenen Ansichten und Einschätzungen sollten ruhig Eingang in die Wissenschaft finden: „Wir brauchen einen neuen radikalen Humanismus“ von Tim Leberecht. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass aktuelle Debatten, Studien und Regierungsprogramme zu einseitig die potenziell möglichen Vorzüge der Digitalisierung (insbesondere der KI und der damit verbundenen Verschmelzung von Mensch und Maschine) im Blick haben, und die Risiken ignorieren oder unterschätzen. Die wohl größte Gefahr inmitten des Versprechens von der exponentiellen Weltverbesserung sei nämlich „die schleichende, unsichtbare Dehumanisierung im Kleinen.“
Leberecht plädiert für „einen neuen Gesellschaftsvertrag, nicht nur unter uns Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Maschine“. Hier sei zwar durchaus die Technologie-Branche gefragt (wobei ich da nicht allzu viel Selbstkritik erwarten würde). Gefordert seien aber auch Künstler, Philosophen, Theologen und Sozialwissenschaftler: „Es bedarf eines interdisziplinären Zusammenspiels all jener, die die Schönheit des Abweichens, des Fremdartigen, als zentrale Säule unseres friedlichen Zusammenlebens verstehen. Die darauf beharren, dass die Welt keine Maschine ist.“
Ich bin gespannt, ob wir zu solchen Themen auch auf der kommenden Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft zum Thema „Universität 4.0“ am 3. und 4. November 2017 in Berlin zu sprechen kommen. Mein „Streitgesprächspartner“ Roland Reuß hat immerhin schon angekündigt, dass er die politische und ökonomische Dimension des Themas in der Vielfalt von Detailfragen zum Lehren und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung nicht außen vor lassen möchte. Ich werde berichten.