145 Seiten dick ist das Programm der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), die letzte Woche in Karlsruhe stattgefunden hat. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter und dem Team von Ines Langemeyer vom KIT gebührt hier großer Respekt. Wer selbst in einigen der Symposien, Workshops oder Diskurswerkstätten eingebunden war, hat freilich nur einen kleinen Teil mitbekommen, denn vieles lief parallel, was wohl notgedrungen passiert, wenn die Tagungen größer werden. Für mich war natürlich das Streitgespräch mit Manfred Prenzel die zentrale persönliche Herausforderung (siehe hier). Am selben Tag haben Carolin Kreber, Tobias Schmohl, Klaus-Peter Wild und ich aber auch noch ein Symposium veranstaltet.
Leider war der an sich abgestimmte Plan für das Symposium aus gleich mehreren Gründen (auf die ich jetzt nicht eingehe) ziemlich aus den Fugen geraten. Aber manchmal ist das eben so. Ich selbst fand die Auseinandersetzung vor allem mit Klaus-Peter Wild als Vertreter der – ich sage mal – klassischen empirischen Bildungsforschung bzw. pädagogisch-psychologischen Forschung anregend, und hoffe, wir konnten mit den vier Beiträgen und der Diskussion den einen oder anderen Denkanstoß geben. Wenig expliziert haben wir meiner Einschätzung nach die Beziehungen zwischen den vorgestellten Themen (Design-Based Research, Scholarship of Teaching, Autoethnografie, „klassische“ psychologische empirische Forschung). Daher möchte ich an dieser Stelle zumindest mal meine Sicht auf die Zusammenhänge vorab verfügbar machen – vorab deshalb, weil es sich um den Preprint eines Beitrags handelt, der in diesem Jahr in ähnlicher Form in einem Buch erscheinen wird (im Falle des Zitierens dann bitte das Buch verwenden). Preprint-DBR-SoTL-AE
Selbst habe ich mir auf der Tagung vor allem Impulse von Peter Tremp und Balthasar Eugster mit ihrer Suche nach „Klassikern“ geholt und gerne Carolin Kreber bei ihren Ausführungen zugehört – bringt sie doch mit der Frage nach Werten und Haltungen eine wichtige Dimension in die Hochschuldidaktik, die sich zunehmend schwer behaupten kann (siehe zu Carolins Themen auch hier; zum Vortrag von Torgny Roxå folgt ein eigener Blogbeitrag).
Ein Workshop zum forschenden Lernen, den ich noch besuchen konnte, hatte eher Weiterbildungscharakter, was nicht schlecht ist, aber bei mir den Gedanken angeregt hat, ob man künftig nicht offener und eindeutig zwischen Weiterbildungsformaten und Forschungsformaten unterscheiden und dafür auf ausgefeilte Formatdifferenzierungen weitgehend verzichten sollte. Und wie bei vielen anderen Tagungen auch frage ich mich, ob es so schlau ist, dass wir diese so oft veranstalten: Haben die jeweils begrenzten Fach- und Praxisgemeinschaften tatsächlich jedes Jahr etwas substanzielles Neues zu sagen? Kommen wir überhaupt noch zum Lesen, Denken, Forschen, Schreiben, wenn ein Call den anderen jagt und das Jagdfieber der Paper-und Slides-Trophäen-Sammler anheizt? Dass es jetzt auch noch einen Twitter-Award auf der dghd gibt, passt da gut ins Bild – mein Bild von Wissenschaft ist das allerdings nicht.
8. März 2018 um 07:36
Ich finde den Twitteraward durchaus zeitgemäß – insbesondere für den Austausch unter dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Ich war so frei und habe meinen Kommentar als Video verfasst:
https://youtu.be/YzFbVErfP7Y
8. März 2018 um 07:48
Lieber David Lohner,
vielen Dank für den Videokommentar. 🙂
Alle fünf Jahre eine Tagung? Steht nirgends 😉 und fände ich auch nicht gut. Mein Anliegen war/ist es, dass wir erstens darüber nachdenken, wie wir das wertvolle Zusammenkommen so gestalten, dass es für alle Interessengruppen einen Zweck erfüllt und dass wir uns zweitens Gedanken darüber machen, wie wir mit der Flut an Calls und Veranstaltungen (die auch viel Redundanz beinhalten kann) besser umgehen können: z.B. große Tagungen verwandter Gesellschaft im Wechsel alle zwei Jahre, oder eine klarere Struktur verschiedene Bereiche und Ziele einer Tagung. Denn natürlich: Es gibt verschiedene Interessen und das ist auch gut so. Aber ich denke, wir verrennen uns, wenn wir immer mehr „Events“ haben.
Und Twitter – nun ja, ich frage mich halt, wofür wir noch alles Preise vergeben wollen. Wenn es jemandem etwas bringt, Twitter zu nutzen, dann braucht er/sie ja auch keinen „Anreiz“ dafür 😉
Gabi