Letzte Woche hatten wir im Rahmen unseres Forschungsprojekts OPTion einen Experten-Beirat bei uns am HUL zu Gast – eine inspirierende Runde mit unterschiedlichen und teils sehr langen Erfahrungen zum Themas Entwurfsmuster bzw. educational pattern. In OPTion machen wir den Versuch, die Ergebnisse eines früheren Projekts unseres Kooperationspartners Ivo van den Berk weiterzuentwickeln und bewährte Praxis von Lehrenden an der Hochschule über den Musteransatz zu dokumentieren sowie praktikable Wege zu finden, Lehrende dazu zu bewegen und darin zu unterstützen, ihre bewährte Praxis in dieser Form zu explizieren. Gleichzeitig halten wir solche Praxisdokumentationen, die öffentlich zugänglich sind, für eine fruchtbare, aber bisher kaum genutzte „Datenbasis“ für hochschuldidaktische Forschung.
Da ich nicht alle Mitglieder der Expertenrunde so gut kenne und nicht weiß, wer hier namentlich auftauchen will, nenne ich jetzt exemplarisch Peter Baumgartner (dessen neue Webpräsenz sogar die Bezeichnung educational pattern trägt) und Christian Kohls – zwei Namen, die im deutschsprachigen Raum wohl jeder kennt, der sich mit dem Musteransatz beschäftigt.
Der gemeinsame Workshop hat unter anderem gezeigt, dass die wichtigsten Probleme, die wir in diesem (eher kurzen und kleinen) Projekt wälzen, durchaus solche sind, welche in der internationalen Pattern Community zu den nicht gelösten, mitunter auch verdrängten Herausforderungen zählen: Was ist ein Pattern/Muster und welche Merkmale muss es haben? Wie viel Kontext ist nötig und möglich? Wer rezipiert didaktische Muster mit welchem Erfolg? Unter welchen Bedingungen erstellen Lehrende selber Muster? Wie lässt sich ein Muster-Angebot am Leben erhalten? Wie vermeidet man Doppelungen? Usw.
Ich persönlich z.B. hadere mit dem Begriffspaar Problem-Lösung – und das spielt eine große Rolle bei Entwurfsmustern. Es gab und gibt vor allem in der Mediendidaktik gute Gründe, neue Technologien nicht einfach nur so, sondern eben zur Lösung eine Lehr-Lernproblems einzusetzen; ich habe das selber oft vertreten. Und diese Argumentation kann man natürlich hochschuldidaktisch ausweiten und findet sich eben auch im Musteransatz. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr, dass dies der Realität vor allem in kreativen Feldern der Lehre gerecht wird und gegebenenfalls auch gar nicht immer und überall sinnvoll ist: Auch ohne ein konkretes Problem zu haben, kann man in der Lehre etwas ändern – und zwar mit beachtlichen Erfolgen. Wenn ich nur nach lösbaren Problemen Ausschau halte, verhindere ich vielleicht genau die nötigen grundlegenden Änderungen, die nötig wären. Und um wessen Probleme geht es überhaupt: die der Gesellschaft, der Hochschulleitung, der Lehrenden, der Studierenden? usw. Das ist jetzt an der Stelle nur ein Beispiel für die genannten Herausforderungen.
Vielleicht auch noch interessant: Schon vor zehn Jahren habe ich über (öfter mal) Muster gebloggt (zum Beispiel hier) – zehn Jahre ist das jetzt her! Ich bin kein Muster-Experte, daher kann ich nicht beurteilen, ob wir heute weiter sind als vor zehn Jahren. Aber es scheint schon so zu sein, dass didaktische Aufgaben immer wieder kehren und wir in der Hochschuldidaktik – im besten Fall – analog zum Spiral-Curriculum in der Lehre so etwas wie ein Spiral-Forschungsprogramm in Theorie, Empirie und Konzeption haben.