In unserem Design-Based Research Projekt SCoRe (ich habe hier davon berichtet) – kurz Student Crowd Research – stehen wir unter anderem vor der großen Herausforderung, das forschende Lernen unter der Bedingung sehr großer Studierendenzahlen (neu) zu denken. Der Begriff Crowd Research ist bislang noch wenig verbreitet, und wenn, dann führt er einen in der Regel zu einem Ansatz, der als Citizen Science bekannt ist. In der DUZ findet sich aktuell – hier – ein Interview mit dem britischen Sozialwissenschaftler Alan Irwin, der die Bezeichnung Citizen Science schon in den 1990er Jahren geprägt hat.
Während der Begriff heute etabliert ist, wollte ihn der Verlag, so Irvin, anfangs nicht haben und den Titel ändern: „Niemand würde sich unter Citizen Science etwas vorstellen können, hieß es“.
Für Irvin liegt die Stärke von Citizen Science in der „unglaublichen Datenmenge“, die generiert werden kann; also Beispiel werden die allbekannten Vogelsichtungen genannt. Irvin will Bürger allerdings nicht nur als Datensammler für die Wissenschaft verstanden wissen (im Sinne von wissenschaftlichem Outsourcing); vielmehr sieht er die Beteiligung von Bürgern an der Wissenschaft als eine Art der Demokratisierung und plädiert für „scientific citizenship“. Ebenso macht er auf die mögliche fruchtbare Rückkoppelung zur Wissenschaft aufmerksam: Es werde via Citizen Science deutlich, welche Fragen die Gesellschaft bewegt. Er fordert die Institutionen dazu auf, Citizen Science mehr Wertschätzung entgegen zu bringen und Forschende zu unterstützen, die sich hier engagieren.
Ich denke, für unser SCoRe-Projekt können wir zum einen einiges aus den Erfahrungen der Citizen Science lernen; zum anderen wird es auch darauf ankommen, sich deutlich abzugrenzen: Student Crowd Research als eine Form des forschenden Lernens findet zum Beispiel in Bildungsinstitutionen statt, und damit einher gehen entsprechende Bildungsziele und Fragen der Einbindung in das Curriculum von Studiengängen. Im Sinne des forschenden Lernens ist es zudem erforderlich, zu durchdenken, wie man Studierenden ermöglicht, ein Verständnis vom gesamten Forschungsbogen zu erlangen, selbst wenn man nur ein (gegebenenfalls kleines) „Teil vom Ganzen“ ist, weil das Ganze nur als „Crowd“ funktioniert.
Aber natürlich: Denkbar sind durchaus Verknüpfungen von Citizen Science und Student Crowd Research – auf einer nächsten Stufe …