Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Weil Lehre keine Mode ist

„Der Trend geht zur Digitalisierung, die Lehre der Zukunft ist hybrid. Davon ist einer Umfrage zufolge die Mehrheit der Hochschulleitungen überzeugt“, so heißt es in einer aktuellen Meldung in Forschung und Lehre. Grundlage für die Aussage sind Ergebnisse im Hochschulbarometer für die Jahr 2020 und 2021 (siehe hier).

Begibt man sich auf die Suche, wie das genau gemeint ist mit der hybriden Lehre, findet man …nichts. Man findet Prozentangaben dazu, bei welchen Lehrformaten oder Prüfungen künftig digitale Umsetzungen geplant sind (versus in Präsenz im Sinne von: physisch vor Ort). Allerdings – wie schon seit einiger Zeit vermutet (siehe unter anderem hier und hier) – stimmt diese Lesart des Begriffs „hybrid“ (nämlich das schlichte Nebeneinander von digital und in Präsenz angebotener Lehre) nicht so ganz überein mit der Auffassung von Hybrid-Lehre, die insbesondere Hochschulleitungen zunehmend entwickeln, nämlich: Veranstaltungen gleichzeitig digital und in Präsenz anzubieten.

Leider sehe ich meine Befürchtung bestätigt, dass wir eine verwirrende Vielfalt verschiedener Hybrid-Begriffe haben, was wissenschaftlich betrachtet nicht dramatisch wäre (das zwingt zur theoretisch begründeten Begriffsbildung), praktisch aber viele Probleme bereitet: Man redet aneinander vorbei, es werden unrealistische Erwartungen geweckt und am Ende werden sich technische und didaktische Perspektiven genau nicht, wie es nötig wäre, verschränken, sondern im Gegenteil weiter auseinanderdriften (siehe dazu zum Beispiel hier).

Ich frage mich auch, ob es wirklich ratsam ist, ständig von „Trends“ zu sprechen, als hätten wir es in der Hochschullehre mit Mode oder irgendeinem Zeitgeschmack zu tun. Weil der „Trend“ zur Digitalisierung geht, wird die Lehre künftig „hybrid“ – analog zu: Weil die Mäntel wieder bunter werden, laufen die Menschen farbenfroher durch den Herbst? WIR – die Hochschullehrerinnen und Studenten – müssen doch gemeinsam mit den Hochschulleitungen entscheiden (!), wie die Lehre künftig sein und werden sollte. Dafür brauchen wir Gründe, und für die brauchen wir Forschung, Kommunikation und eine Idee von Hochschullehre der Zukunft.

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