Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Vom Pre-Print zum Already-Read

Ja, so kann es manchmal gehen: Ein vorschnell ins Netz gestellter als Preprint bezeichneter Artikel kommt erst gar nicht in den offiziellen Druck – wie bei meinem Beitrag „Selbstorganisation auf dem Prüfstand: Das Web 2.0 und seine Grenzen(losigkeit)“. Der Grund: Der Artikel ist zu lang für den Herausgeberband von Ben Bachmair. Ich müsste ihn um ein Drittel kürzen. Wie das gekommen ist? Nun, in den Autoreninformationen war zunächst die Rede von 5000 Wörtern (und da befinde ich mich zumindest in etwa). Dass in einer zweiten Info dann plötzlich Zeichenangaben standen, die wesentlich niedriger ausfielen, ist mir durch die Lappen gegangen. Und nun fehlt mir zum einen die Zeit für eine solche gravierende Kürzung (ich müsste die gesamte Argumentationsstruktur ändern, denn man kann ja nicht einfach einen Teil quasi „abschneiden“).  Zum anderen ist der Text bereits ziemlich verdichtet und (im Vergleich zum Vortrag im Juni 08 in Salzburg) auch erweitert. Mit anderen Worten: Ich will den Beitrag auch nicht kürzen, weshalb ich ihn zurückgezogen habe.

Na ja, vielleicht wird er ja trotzdem gelesen, denn erfahrunsgemäß sind die online verfügbaren Artikel in der offiziellen Bewertung eines Wissenschaftlers zwar quasi wertlos (allein die Bezeichnung „graue Literatur“ sagt ja schon alles ;-)), werden aber viel gelesen. Nun ist der Beitrag also kein „pre-print“ mehr (ich habe das Dokument bereits umbenannt – hier), aber vielleicht schon ein „alreday-read“. Auch gut …

3 Kommentare

  1. Gerade junge Wissenschaftler sind übervorsichtig, was die Zitierfähigkeit von Quellen angeht. Auch graue Literatur ist zitierfähig. Es wird durch Wiederholung (ich lese den Unsinn hier nicht zum erstenmal) nicht wahrer, dass Internetveröffentlichungen quasi wertlos sind. Zum einen ist das von Disziplin zu Disziplin unterschiedlich, und zum zweiten gibt es keine allgemeinverbindliche Definition von „zitierfähig“. Mein Tipp: Den Beitrag bei
    http://eprints.rclis.org/ zusätzlich verfügbar machen, dort ist er dauarhaft und z.B. auch über wissenschaftliche Suchmaschinen recherchier- und ZITIERBAR.

  2. Hallo Herr Graf, wie ich an anderer Stelle schon betont habe, bezieht sich das von mir verwendete Merkmal „wertlos“ ja keineswegs auf den interessierten Rezipienten, sondern auf die „Wertschätzung“ im wahrsten Sinne des Wortes im Rahmen akademischer Bewertungen etwa bei Bewerbungen. Wie man das persönlich findet, steht ja auf einem ganz anderen Blatt. Ich weiß ja nicht, wie vielen Berufungskommissionen Sie bereits in verschiedenen Rollen in welchen Fächern (da gibt es sicher Unterschiede!) beigewohnt haben, aber ich würde es nicht so schreiben, wenn ich nicht wüsste, dass so IST! Deswegen bin ich weder gegen die „graue Literatur“ und noch dafür, dass es so bleiben sollte. Aber man sollte wissen, dass es aktuell so ist.
    Gabi

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