Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Innovative Publikationswege zur wissenschaftlichen Karriereentwicklung?

Ich habe Post bekommen, von der Projektkoordinatorin von UniMento. Ja, ich kann mich an Flyer erinnern und einige Pressemeldungen, aber ich musste dann doch einen Blick auf die Web-Seite werfen. Da heißt es: UniMento ist ein fakultätsübergreifendes Mentoring-Programm an der Universität Augsburg. Es handelt sich dabei um ein Teilprojekt des Gender Mainstreaming-Programms der Universität Augsburg. Ziel ist also der weibliche wissenschaftliche Nachwuchs. Aktuell – so das Schreiben an mich – umfasst das Programm 31 Teilnehmerinnen (Studentinnen, Doktorandinnen und Pos Docs). Typische Themen sind Karriereplanung, Auslandsaufenthalte und Vereinbarkeitsproblematik.

Am Rande bemerkt: Meine Haltung zu Frauenprogrammen ist verhalten. Es gibt viele plausible Pro-Argumente für diese Programme – ohne Zweifel. Und es ist schon viel erreicht worden und das ist auch auf das Engagement von Frauen (wie auch Männern) zurückzuführen, die auf diesem Sektor eine Menge auf die Beine gestellt haben. Es sind aber auch einige sehr seltsam Konstrukte entstanden und wenn es darauf ankommt, sind Benachteiligungen mitunter so subtil, dass (aus meiner Sicht) so mache Aktion oft eine Feigenblattfunktion übernimmt (nach dem Motto: „Was wollt ihr denn, wir machen doch schon so viel für die Frauen“). Gut, aber das ist ein anderes Thema. An sich geht es bei diesem Blog-Eintrag um etwas anderes. Also:

Warum hat man mich angeschrieben? Nicht wegen Karriereplanung (Gott sei Dank, denn: habe ich das wirklich geplant?), nicht wegen Auslandsaufenthalten (Gott sei Dank, denn ich war nicht im Ausland, was mich heute ohnehin diskreditieren würde), nicht wegen Vereinbarkeitsproblematik (Gott sei Dank, denn das habe ich zwar irgendwie hinbekommen, aber nicht so strahlend wie unsere Familienministerin). Vielmehr ist bei der Anfrage an mich das Thema „Planung und Realisierung wissenschaftlicher Publikationen“ auf der Agenda. Warum ich? Die Gründe gehen in Richtung „vielfältige Publikationserfahrungen“, aber auch „Nutzung innovativer Publikationswege“ und damit ist mein Blog gemeint. Gut – natürlich kann ich gerne etwas über meine Erfahrungen mitteilen bzw. diese mit anderen teilen. Was liegt näher, als dies in einem ersten Schritt über mein Blog zu tun? Das habe ich den auch der Projektkoordinatoren Anna Lödermann vorgeschlagen.

Einen Vortrag habe ich abgelehnt, denn was sollte ich erzählen? Ich kann einer Nachwuchswissenschaftlerin nicht ernsthaft raten, so zu publizieren wir ich: Ich habe zu wenige Beiträge in Zeitschriften mit Peer-Review, dafür bin ich an der Herausgabe einer (noch jungen) Zeitschrift beteiligt, wo wir das etablieren wollen – und zwar für einen Themenbereich, in dem man es gerade schwer hat, in die bestehenden Zeitschriften zu kommen. Ich habe zu viele praktisch ausgerichtete Beiträge, weil mir daran liegt, dass das, was wir an der Hochschule machen, auch irgendeinen Effekt in der gesellschaftlichen Praxis hat. Und ob das immer schlau ist, wenn ich meine Position in meinem Blog zum Besten gebe? Nein, für eine strategische Karriereplanung kann man das sicher nicht empfehlen. Aber es gibt andere gute Gründe!

Ich freue mich daher auf Fragen der Teilnehmerinnen des Mentoring-Programm an der Universität Augsburg – und natürlich auch auf Fragen anderer (auch Männer dürfen fragen) in diesem Blog (bitte die Kommentarfunktion nutzen).

2 Kommentare

  1. Liebe Frau Reinmann,
    vielen Dank für die Möglichkeit eines Informations- und Erfahrungsaustausches zum Thema „Publizieren und innovative Publikationswege“.
    Beim Stöbern in Ihrem Blog bin ich auf einen Artikel zur Wissenschaftskommunikation gestoßen, mit dem Link zur Seite „Wissenschaft im Dialog“. Eine interessante Plattform mit Veranstaltungshinweisen, Praxishilfen u.v.m.
    Dabei bin ich auf den Ausdruck „zeitgemäße Vermittlung von Forschungsergebnissen“ Was verstehen Sie unter zeitgemäß und welche Publikationsformen zählen Ihrer Meinung nach dazu?

  2. Allem voran meine ich damit die Möglichkeit, online auf Publikationen zugreifen zu können. Selbst wenn man Reviewprozesse einbezieht, können Online-Verfahren viel schneller arbeiten, was bei aktuellen Forschungsergebnissen nun ja wichtig und wünschenswert ist. Zudem erhöht das die Zugänglichkeit für Forschende, Lehrende und Studiederende.Wer von uns hat sich nicht schon darüber geärgert, dass ein Jahr, mitunter vielleicht sogar zwei Jahre vergehen, bis endlich eine Zeitschrift oder ein Buch die Ergebnisse als Druckversion vorlegt. „Zeitgemäß“ bedeutet also für mich, Nutzung digitaler Distributionswegen, was keinesfalls Druckwerke ausschließen soll. Auch die Rolle der Verlage ist damit längts nicht geklärt. Es mangelt nach wie vor an Geschäftsmodellen, mit denen sich ein für alle Seiten zufriendenstellendes Verfahren der Online-Publiaktion von wissenschaftlichen Erkenntnissen realisieren lässt. Ich denke, hier haben wir noch einen längeren Weg vor uns.
    Gabi