Vor ein paar Tagen habe ich Post bekommen – vom Pons Verlag. Ich mache den Umschlag auf und zum Vorschein kommt ein A5-Schulheft in einem grünen Umschlag. Meine erste Assoziation: Mein Sohn hat irgendwo ein Schulheft rumliegen lassen. Aber halt: Beim Pons-Verlag? Die erste Seite ist leer, ich denke an einen Scherz und will es schon wie die immer wieder kommenden Briefe von Kabel Deutschland und irgendwelchen Möbelmärkten in den Müll werfen, da fällt mein Blick auf den Aufkleber, der am Umschlag haftet: „Gabi Reinmann E-Denkarium 07/2009“. Sowas: also nochmal einen Blick riskieren und weiterblättern. Zum Vorschein kommt ein Farbausdruck einer meiner Blogbeiträge (“Stille Helden des Alltags“) und eine nebenstehende handschriftliche Kommentierung. Das sieht dann so aus (bitte zum Vergrößern draufklicken):
Auf der zweiten Seite bekomme ich sogar eine Rechtschreib-Note: eine 1-. Ein „Minus“ – Mensch Christian und das alles wegen eures dummen Kommafehlers (auf der Seite Bildungsexpeditition), den ich, wie es sich gehört, beim Zitieren NICHT verbessert habe.
Was für ein Marketingaufwand!! Wie viele solche mühevollen Kommentare mit dem klassischen Rotstift wurden verschickt? 50? 100? 300? 500? Billiges Marketing ist das bestimmt nicht. Wie nennt man das? Customized Marketing? Zur Sache ist zu sagen: Es ist schon richtig, dass es mit der Rechtschreibung gerade auch im Netz und (!) bei Studierenden nicht so weit her ist. Selbst muss ich allerdings auch ab und zu in den Duden schauen, z.B. ob es jetzt „im nachhinein“ oder „im Nachhinein“ heißt (man schreibt es übrigens groß). Wirklich nervig ist, dass ich selten eine Abschlussarbeit in der Hand halte, in der nicht auf jeder Seite mindestens fünf bis sechs Kommafehler sind. Ob eine Plattform „Deutsche Rechtschreibung Online“ da helfen kann? Na ja, vielleicht. An sich tut es auch der Blick in den Duden; viele aber sind offenbar zu faul, diesen Schritt zu tun. Ich werde mir die Plattform zumindest mal anschauen – nach so einem Marketing 😉
26. Juli 2009 um 07:41
virales marketing ist das. und offenbar wirklich ziemlich gutes, ich habe das jetzt schon öfters lesen dürfen.
lustig finde ich dabei ja immer wieder, dass das begleitschreiben so lässig über die lineatur hinwegschreibt – das würde die meisten lehrer doch ziemlich sicher zur verzweiflung bringen.
die erfahrung, dass die kommasetzung bei vielen schreibern überhaupt nicht (mehr ?) funktioniert, habe ich auch schon öfters gemacht. ich weiß nur nicht, ob das früher wirklich viel besser war. vielleicht, weil sich jetzt die ansicht einzubürgern scheint, jegliche kommata seien mehr oder weniger freiwillig …
26. Juli 2009 um 12:19
Ich habe das Pons-Programm gestern über Heise gefunden und getestet: mein Duden ist schneller!
Zur Diskussion über Rechtschreibung etc. aus meiner Sicht als Lehrer: Früher gab es eine solide „Mittelschicht“ mit ordentlichem Grundwissen, heute gibt es weiterhin viele Schüler, die hervorragend schreiben, aber leider auch sehr viele Problemfälle. Da die Problemfälle im Gymnasium gleich zu Beginn deutlich werden, müssen die Ursachen wohl in der Grundschule, im Elternhaus und in der Frühförderung zu suchen sein. Vermutlich sind die Ursachen sehr komplex. Eine Therapie der schweren Fälle ist in der Schule leider immer schwierig und selten von Erfolg gekrönt.
14. April 2010 um 08:56
Hallo,
das ist ja interessant, vielleicht sollten die Verlage ihre Texte auch etwas besser redigieren? 😉
Gerade gestern abend habe ich mich als Mutter eines Schulkindes (5. Klasse Gymnasium) mal wieder geärgert, dass im Englisch-Buch Grammatikfehler vorhanden sind. Diese sind mir beim „Überfliegen“ der Texte auch sofort aufgefallen). In der Grundschule sind mir auch z. B. mehrere Rechtschreibefehler im Übungsbuch zur Rechtschreibung regelrecht ins „Auge gesprungen“. Tja, was sagt man dann zu seinem Kind …