Im Mai 2011 hat Tom Reeves (online hier) einen Text veröffentlicht, in welchem er die Frage stellt, ob Strenge bzw. Präzision (rigor) und Relevanz (relevance) wirklich Gegensätze sein müssen und wie man zwischen diesen beiden Kriterien, die häufig verschiedene methodische Schulen davon abhalten zu kooperieren, eine Balance erreichen könnte.
Im Abstract zum Text liest sich das so:
„This paper addresses a complex question: Can educational research be both rigorous and relevant? The first eight years of the first decade of the 21st Century was a time when federal support for educational research in the USA emphasized rigor above most other concerns, and the last two years may mark the beginning of a shift to more emphasis on impact. The most desirable situation would be a balance between rigor and impact. Educational designers, teachers, and other practitioners would especially stand to benefit from such a balance because of the likelihood that it will enhance the impact of educational research. Educational design research is proposed as having enormous potential with respect to striking an appropriate balance between rigor and relevance in the service of the educational needs of learners, teachers, designers, and society at large.”
Leider enthält der Beitrag wenig neue Gedanken. Interessant aber fand ich Reeves Beobachtung, dass sich in den USA eine Veränderung anbahne (was er mit einem Pendelausschlag vergleicht) und man bei der Forschungsförderung wieder stärker die praktische Relevanz im Auge habe. Dass man praxistaugliche Forschung und damit auch entwicklungsorientierte Forschung nicht irgendwie, sondern systematisch, unter Nutzung sorgfältig bedachter Prinzipien, transparent sowie mit Bezug zu bestehenden Erkenntnissen und Theorien durchführt, erscheint mir allerdings selbstverständlich. Der Neuigkeitswert von Reeves Forderungen ist aus meiner Sicht entsprechend gering.
Auch die Schlussfolgerung am Ende fand ich eher enttäuschend: „Rigor versus relevance will likely remain an ongoing debate among many social scientists. Ultimately, it is an issue that each individual educational researcher must confront and resolve.” Ich finde, das ist genau nicht der beste Weg, dass das jeder Forscher individuell löst. Keinesfalls jedenfalls dürfte das die Chance erhöhen, dass neben Experimentalforschung, Korrelationsforschung, qualitativer Forschung etc. AUCH eine Entwicklungsforschung in den Bildungswissenschaften eine tragfähige Basis erlangt, gelehrt wird und sich entsprechend entfalten kann.