Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Pendelblick (1): Organisationale Fachsprachen und Routinen

Nun ist es soweit: Meine Tätigkeit an der Zeppelin Universität (ZU) hat begonnen und damit auch meine Zeit des Pendelns, die ca. zehn Monate andauern wird. Zwei Wohnungen und viele Stunden im Fernbus werden leider einiges an Zeit auffressen, aber Gott sei Dank ist der Zeitraum begrenzt. Es ist eine Übergangszeit – wahrscheinlich in jeder Hinsicht – nicht nur, was die Orte betrifft. Womöglich hat das auch Einfluss auf meine Perspektive auf das, was ich mache und erlebe: der „Pendelblick“ sozusagen.

Möglichst regelmäßig werde ich – neben den üblichen Blogeinträgen – versuchen, mit dem Pendelblick auf die vergangene(n) Woche(n) zu schauen und in aller Kürze festzuhalten, was ich mir besonders aufgefallen ist und was ich wohl auch im Gedächtnis behalten werde. Von daher passt ja vielleicht ganz gut die Kategorie „gemerkt“ – zum einen im Sinne von „etwas bemerkt haben“ und zum anderen im Sinne von „sich etwas merken“. Also: Das werden keine  Tagebucheintragung ;-), sondern ein paar „Schlaglichter“. Ich fange gleich mal an:

Pendelblick (1): Was mir theoretisch klar ist, wird wieder mal erfahrbar – Organisationen haben verschiedene Routinen, auch wenn es sich um denselben Organisationstyp (hier: Universitäten) handelt. Wie werden Informationen weitergegeben,wie wird kommuniziert und in welcher „Sprache“, wer kommuniziert in welcher Form mit wem, wer kommt wann zusammen, was läuft face-to-face und was auch virtuell? Und ja: Vieles ist anders an der ZU als ich es an anderen Unis kenne, manches natürlich auch ähnlich. Ein Wahnsinn sind die vielen Abkürzungen und eine Art organisationale Fachsprache, von der ich noch nicht weiß, wie funktional sie auch für meine Belange ist – ich dachte, so etwas gibt es nur bei Siemens. Ein kontinuierlicher und genauer Informationsfluss wird hier groß geschrieben. Das ist wirklich erfreulich, denn Intransparenz dürfte gerade in Unis zu den durchaus großen Problemen zählen. Zu einem erheblichen Teil wird das also vermutlich mit meinen persönlichen Routinen gut zusammenpassen. Neue Routinen aber werde ich freilich auch brauchen – von heute auf morgen sind da mindestens zehn Mitarbeiter mehr, mit Aufgaben, die durchaus anders sind als die eines wissenschaftlichen Mitarbeiters.

Stichwort Routinen: Ich bin jetzt Ende 40, also in wenigen Jahren 50 (!) und da stellt man sich ja schon die Frage, wie oft und wie stark man die eigenen Routinen überhaupt noch ändern will. Fällt es mir schwerer als früher? Bin ich dabei gelassener oder angestrengter? Spontaner oder reflektierter? Ich würde sagen: mal so, mal so. Erfahrungen sind oft hilfreich, manchmal aber auch hinderlich. Ich ertappe mich schon bei Gedanken wie „Kenne ich, klappt eh nicht“ oder „Habe ich immer anders gemacht, will ich nicht neu überdenken“; aber es gibt auch Impulse wie „Das kann ich jetzt endlich mal anders probieren“ oder „Ich kann mir ´abschauen´ und lernen, wie andere das machen“. Soweit mal mein erster Pendelblick.

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