Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Gestaltungsorientierung hoch zwei

Gleich zwei Texte zur Gestaltungsorientierung in der Bildungsforschung liegen aktuell auf meinem Schreibtisch: Zum einen das kürzlich (also 2013) erschienene Buch von Gerhard Tulodziecki, Silke Grafe und Bardo Herzig (Titel: Gestaltungsorientierte Bildungsforschung und Didaktik. Theorie – Empirie – Praxis) und zum anderen ein Preprint (online hier) von Annabell Preußler, Michael Kerres und Mandy Schiefner-Rohs mit dem Titel „Gestaltungsorientierung in der Mediendidaktik: Methodologische Implikationen und Perspektiven“ (erscheint im Jahrbuch Medienpädagogik 10).

Das Buch von Tulodziecki et al. kombiniert grundsätzliche Analysen verschiedener Ansätze für eine „praxis- und theorierelevante Bildungsforschung“ mit Beispielen aus der eigenen Forschungspraxis. In dieser Kombination ist das Buch eindeutig empfehlenswert, weil die konkreten Forschungsbeispiele die Variabilität, aber auch die Herausforderungen für eine Wissenschaft aufzeigen, die der Gestaltung (oder Entwicklung) einen zentralen Stellenwert einräumt. Insbesondere im letzten Kapitel findet sich unter der Überschrift „Gestaltungsorientierte Bildungsforschung als Ansatz zur Verbesserung von Unterricht“ ein interessanter Vergleich von: Aktionsforschung, Design-Based Research, Integrative Forschungsstrategien (die aus meiner Sicht allerdings nicht so besonders in die Reihe passen), didaktische Entwicklungsforschung und entwicklungsorientierte Bildungsforschung. In ähnlicher Weise versucht auch der Text von Preußler et al. eine Zusammenschau verschiedener Ansätze, bewegt sich aber aus meiner Sicht nicht so genau auf einer logischen Ebene wie das Tulodziecki et al. machen. Trotzdem enthält auch dieser Beitrag eine ganze Reihe von Anregungen, verschiedene Varianten einer gestaltungs- oder entwicklungsorientierten Bildungsforschung zu systematisieren.

In jedem Fall sind solche Auseinandersetzungen mit verschiedenen Vorgehensweisen, häufig aber auch nur verschiedenen Bezeichnungen auf diesem methodologischen und methodischen Gebiet der Bildungswissenschaften überfällig. Das wachsende Interesse an dem Stellenwert von Entwicklungs- bzw. Gestaltungsanteilen in der Bildungsforschung und deren Bezug zu analytisch-empirischen und hermeneutisch-normativen Zugängen finde ich ganz hervorragend: Das war in der deutschsprachigen Literatur noch Anfang bis Mitte 2000 nicht der Fall: Die Rezeption und Diskussion waren spärlich und zögerlich. Umso mehr sollte man aktuell die Kräfte darauf richten, diese Aktivitäten zu bündeln, und sich gemeinsam darum bemühen, dass diese nicht in kleinteiligen Begriffsdifferenzen verpuffen.

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