Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Leseluxus

In den vergangenen Monaten bestand meine – ich nenne es mal – „Nebenher-Lektüre“ – in drei Büchern: „Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung“ von Bernhard Pörksen (in diesem Blog siehe auch hier), „Der Angriff der Algorithmen“ von Cathy O´Neil und „Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen“ von Steffen Mau (siehe auch hier). Alle drei Bücher setzen sich im weitesten Sinne mit den Folgen der Digitalisierung auf den Einzelnen und die Gesellschaft auseinander. Dabei stehen nicht konkrete Kontexte wie Wissenschaft und Bildung im Zentrum. In jedem der drei Büchern aber finden sich zahlreiche Beispiele – darunter auch solche, die direkt oder indirekt für die Hochschulbildung relevant sind. Denn natürlich lese ich solche Bücher – quasi unvermeidlich – immer auch unter der hochschuldidaktischen Perspektive und zu dieser gehört selbstredend die hochschuldidaktische Forschung, also auch die Wissenschaftsperspektive.

Pörksen, O´Neil und Mau kommen aus verschiedenen Disziplinen, forschen unterschiedlich und blicken daher mit durchaus verschiedenen Rahmenkonzepten auf die „digitale Transformation“. Erstaunlich ist dennoch, dass es trotz dieser Unterschiede eine ganze Reihe von gemeinsamen diagnostizierten Risiken gibt: Risken für die demokratische Staatsform und die individuelle Freiheit/Autonomie, Risiken für den gegenseitigen Respekt und das solidarische Zusammenleben. Steffen Mau bringt meiner Einschätzung nach am stärksten die Herausforderungen für Forschung und Lehre an unseren Hochschulen zum Ausdruck. Insgesamt betrachtet argumentieren die Autoren so, dass ihre Beiträge zusammen ein recht umfassendes Bild ergeben, das einen aber nur wenig optimistisch macht.

Und doch lassen sich, so meine ich, solche Bücher konstruktiv nutzen: Mich jedenfalls bringen sie zum Nachdenken und beim Lesen habe ich mich an vielen Stellen gefragt, wie wir mit den Möglichkeiten und Gefahren der Algorithmisierung, der Quantifizierung, der Vernetzung von allem und jedem zu einem riesigen Kommunikationsraum in Forschung und Lehre noch verantwortungsvoller und weitsichtiger umgehen könnten. Vor diesem Hintergrund möchte ich eine solche „Nebenher-Lektüre“ (NEBEN der Lektüre von Fachartikeln und Quellen, die man eben gerade für eigene Beiträge und Projekte braucht) nicht missen, auch wenn es zunehmend schwieriger wird, sich diesen „Leseluxus“ noch zu „leisten“ ;-).

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