„Ich spreche durchaus dafür, dass es auch Auszeichnungen von Hochschulen für ´Exzellenz in der Lehre´ gibt, die in dafür qualifizierten Jurys nach von ihnen jeweils gesetzten und transparenten Kriterien auf der Grundlage eingereichter ´Portfolios´ vergeben werden. […] Ich spreche jedoch dagegen, dass gerasterte und/oder skalierte Ausschreibungen mit detaillierten Listen zu erfüllender Merkmale ausgegeben werden, an denen sich Hochschulen orientieren müssen, um sich im Wettbewerb auf der gleichen Rennbahn vor ihre Mitbewerber schieben zu können. […] Das ´Schielen´ nach solcher Exzellenz würde vom aufmerksamen Bemühen um gute Lehre nur ablenken!“ – so das Resümee von Ludwig Huber (2018, S. 113) in einem aktuellen Artikel in der Zeitschrift „Das Hochschulwesen“ (3+4, 2018, S. 105-113).
Der Schlussfolgerung geht ein ausgearbeiteter Vorschlag voraus, wie man mit der aktuellen Forderung nach „Exzellenz in der Lehre“ (neben Exzellenz in der Forschung) umgehen könnte und sollte. Huber schlägt vor, drei „Gütestufen“ in der Lehre zu unterscheiden, nämlich erstens „standardgemäß“ im Sinne von handwerklich gut oder solide, zweitens „gut“ im Sinne von professionell und situativ-kreativ (und damit bei Bedarf über Standards hinwegsetzend) sowie drittens „exzellent“ im Sinne von richtungsweisend oder beispielgebend. Wichtig erscheint mir hier, dass Huber verschiedene Quellen benennt, derer man sich bedienen sollte, um zu solchen Einschätzungen zu kommen: Ob Lehre standgemäß ist, lässt sich über Evaluationen und andere Maßnahmen eruieren, wie sie etwa bei Akkreditierungen verwendet werden. Festzustellen, ob Lehre gut ist, erfordere dagegen ein abgewogenes und direktes Urteil der jeweils Betroffenen. Die Zuschreibung von Exzellenz schließlich, das lässt sich bereits obigem Zitat entnehmen, setze dafür kompetente Personen und natürlich auch Kriterien voraus. Aber, so Huber (S. 112): Exzellenz dürfe nicht „an einem und demselben Standard abgelesen“ werden, sondern könne „von Fall zu Fall verschiedene Ausprägungen oder ´Leistungsspitzen´ zeigen“.
Ich selbst sehe den Begriff der Exzellenz skeptischer als Ludwig Huber (siehe z.B. hier ;-)); der hier referierte Text aber diskutiert den Begriff in sich sehr schlüssig, und in dieser Form wird er auch für mich einigermaßen erträglich.
In eine ganz andere Richtung geht der Beitrag von Paul Blackmore (hier), der sich mit der Frage auseinandersetzt, ob z.B. das im Vereinigten Königreich geltende „Teaching Excellence Framework“ als Pendant zum „Research Excellence Framework“ tatsächlich eine Chance hat bzw. eine geeignete Maßnahmen ist, um die Wertschätzung der Lehre – vor allem guter Lehre – zu erhöhen. Blackmore zeigt sich da auch eher pessimistisch und kritisch. Interessant (vor allem angesichts unseres Forschungsschwerpunktes, dem forschenden Lernen, am HUL) ist, dass er als einen Lösungsansatz die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Forschung und Lehre fordert und darüber hinaus für ein forschendes Lernen plädiert.
Beim gestrigen Termin von „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ haben wir das Thema „Lehre und Exzellenz“ ebenfalls diskutiert. Dabei zeigte sich rasch, dass man didaktische und politische Dimensionen einerseits auseinanderhalten muss, andererseits aber natürlich auch immer wieder auf einen engen Zusammenhang gestoßen wird. Beim eigenen Handeln kommt man allerdings nicht darum herum, sich auf den Spielraum zu konzentrieren, der einem zur Verfügung steht, wenn man versuchen möchte, Lehre gut und ab und zu beispielgebend zu gestalten, vom Mehrwert eines solchen Tuns auch die Kollegen zu überzeugen und am Ende natürlich ebenso die Hochschulleitungen, auf dass sie der Lehre jenseits bloßer Verlautbarungen tatsächlich mal mehr echte Wertschätzung entgegenbringen.