Im Zuge der Exzellenzstrategie unterstützt die Universität Hamburg nun im dritten Jahr Studierende dabei, bereits während des Studiums eigene Forschungsvorhaben anzugehen – also forschend zu lernen. Das Ganz läuft unter dem Titel „Studentische Forschungsgruppen“. Am HUL beschäftigen wir uns ja nun schon seit längerem mit dem forschenden Lernen.
Als ich 2015 an die UHH gewechselt bin, hatte ich unter anderem das Projekt FideS mitgebracht, aus dem unter anderem die Insel der Forschung entstanden ist. Bisherige Bemühungen meiner- bzw. unsererseits, beim Thema Studentische Forschungsgruppen irgendwie eingebunden zu werden, um unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse praktisch nutzbar machen, waren lange vergebens – warum auch immer. Erst Ende des letzten Jahres, als die Studentischen Forschungsgruppen an das neue ISA-Zentrum (Zentrum für interdisziplinäre Studienangebote) angesiedelt wurden, ist endlich eine Kooperation vereinbart worden – ohne zusätzliche Ressourcen, versteht sich 😉
Nun sind dieses Jahr nur vier neue Forschungsgruppen gestartet (an sich können es pro Jahr bis zu zehn sein). Drei von diesen hatten sich am Freitag für unser erstes Workshop-Angebot interessiert, bei dem es uns vorrangig darum ging, dass die Forschungsgruppen ihre Projektideen reflektieren und untereinander austauschen. Dieser Workshop ist eine von mehreren möglichen Begleitangeboten, die wir für sinnvoll halten. Die Pilotierung des Auftakt-Workshop-Konzepts haben wir zu dritt umgesetzt; mit dabei waren Daria Paul und Jennifer Preiß, beide HUL-Mitarbeiterinnen, die zum Thema forschendes Lernen auch promovieren.
Eines unserer Anliegen war, dass die Student:innen die verschiedenen Forschungszugänge in ihren Projekten explizieren und dabei erkennen, was alles hinter dem Begriff des Forschens stecken kann. Herangezogen haben wir dazu den Forschungszyklus, wie wir ihn im Projekt SCoRe verwenden, ergänzt durch eine Übersicht zu verschiedenen Forschungstätigkeit, die ich zusammen mit Ludwig Huber 2019 in unserem Buch zum forschungsnahen Lernen veröffentlicht haben.
Mein Eindruck war, dass insbesondere Fragen rund um die Wissenschaftlichkeit des eigenen Tuns wichtig waren und die Beteiligten offenbar auch schon im Vorfeld beschäftigt haben: Ist unser Projekt überhaupt ein Forschungsprojekt? Wie forschen wir? Passt das in die üblichen Auffassungen dazu, was unter Forschen zu verstehen ist? Fragen dieser Art tauchen regelmäßig auch im Zusammenhang mit Design-Based Research (unter anderem in unserem Master Higher Education) auf, sodass es mich einerseits nicht überrascht hat. Andererseits habe ich mich dann doch wieder gewundert, wie einseitig in vielen Studiengängen das (gegebenenfalls auch nur implizit) vermittelte Bild von wissenschaftlicher Forschung ist. In der Abschlussrunde haben die Mitglieder der drei Forschungsgruppen bekräftigt, dass der dreistündige Zeitaufwand (so lange dauerte unser Workshop) gut investiert gewesen sei – gerade auch aufgrund der Klärung des eigenen forschenden Tuns und dessen Einordnung in die Landschaft möglicher Formen des Forschens.