Jetzt wird freilich die Antwort „Nein“ erwartet und dann kommt ein lebendiges Beispiel. Das ist gut so, denn anders als in der Schule haben wir – auch in Zeiten von Bologna – an den Hochschulen viel mehr Möglichkeiten in der Lehre, Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren, was die „Trockenheit“ vergessen lässt. Die jährliche w.e.b.Square-Tagung, von der ich in diesem Blog bereits mehrfach berichtet habe (z.B. hier und hier) ist so ein Beispiel. Nun haben die Studierenden unter Sandras Leitung noch einen Film dazu gemacht, der wirklich sehr ansprechend geworden ist. Man kann ihn hier anschauen. Allerdings ist der Weg zu solchen Veranstaltungen und Ereignissen kein leichter: Das werden Sandra und die beteiligten studentischen Mitarbeiter/innen denen, die das genau wissen wollen, sicher berichten können. Das Glück bei solchen Veranstaltungen ist, dass sie in der Regel freiwillig besucht werden können und entsprechend engagierte Studierende anzieht. Beispiele wie diese sind ausgesprochen wichtig, um zu zeigen, dass mit Engagement und Begeisterung VIEL geht. Sie sind weniger geeignet, um zu zeigen, wie der der Lehralltag an Universitäten generell aussehen sollte. Generell nämlich kann es nicht Ziel und Zweck sein, vor allem Events zu organisieren (oder deren Organisation anzuleiten), um die Uni „weniger trocken“ zu machen (auch wenn dieses Motto für den Einstieg sicher geeignet ist). Vielmehr muss es uns gelingen, auch für das scheinbar Trockene oder zumindest für Ausschnitte aus genuin wissenschaftlichen Erkenntnissen (theoretischer und empirischer Art), die zunächst trocken wirken mögen, Interesse zu wecken – für Wissenschaft zu begeistern. Veranstaltungen wie w.e.b.Square sind dafür auf jeden Fall geeignet – aber eben als Einzelereignis (z.B. einmal im Jahr). Und was passiert bis zum nächsten Jahr?
Ich meine wir müssen die Möglichkeiten an unseren Unis viel mehr komplementär sehen – die Vorlesungen und Seminare, die Projekte und Events, die Lehrenden, die gut erzählen können, und die mit immer neuen Ideen etc. Es erscheint mir wenig sinnvoll, das eine gegen das andere auszuspielen. Stellt man auf Tagungen oder Workshops Beispiele vor, läuft man oft Gefahr, in dieser Hinsicht falsch interpretiert werden: nämlich als wolle man mit seinem Beispiel nun die Lehre reformieren. Das ist doch Quatsch. Niemand will nur Vorlesungen hören, niemand will immer nur Projekte machen und wenn es sechs studentische Tagungen im Jahr gäbe, würde das niemanden mehr interessieren. Ideal wäre es, wenn jeder Studierender von ALLEM etwas mitbekäme, alles kennenlernen und die verschiedene Wege, sich mit Wissenschaft zu beschäftige, erfahren könnte. Leider aber haben wir genau das bis jetzt nicht hinbekommen!
24. März 2010 um 09:12
Schöner Beitrag! Wenn ich zurückblicke, war meine Schulzeit aber mit deutlich mehr Leben und neuen Ideen gefüllt als mein Studium, auch wenn bei letzterem die Voraussetzungen besser sein sollen. Die letzten beiden Sätze könnte ich daher unterstreichen.
Pingback: Randnotizen » w.e.b.Square-Tagung: Image-Film
25. März 2010 um 11:14
Hallo Gabi,
es kann und sollte auf gar keinen Fall nur studentische Tagungen geben – nicht nur, weil dann der Anreiz zum Mitmachen ausgeht, sondern auch, weil man im Prinzip alle Veranstaltungen „nicht-trocken“ gestalten könnte und dazu nicht gleich eine Tagung mit viel Brimborium braucht. Wenn man im Video nämlich genau hinsieht, gähnen die Studierenden bei Uni vor allem dann, wenn der Lehrende monologisiert bzw. nicht erklärt und das hat ja zunächst nichts mit den Inhalten zu tun 🙂
Ich glaube übrigens auch, dass sich die Teilnahme an der w.e.b.Square-Tagung besonders zu Beginn des Studiums (erstes bis drittes Semester) „lohnt“, da man sehr aufwändig neue Themen recherchieren und als Artikel aufbereiten muss, letzterer in ein umfassendes Review geht und abschließend alle Beitragsinhalte auf der Konferenz mit externen Gästen präsentiert werden müssen – mit der Vorgabe, einen kreativen Vortrag zu gestalten. Im Seminar selbst werden die Studierenden langsam auf die Schreib- und Vortragssituation vorbereitet, sodass sie immer mehr das Gefühl haben, die anstehende Situation meistern zu können, auch wenn sie trotzdem Jahr für Jahr sehr aufgeregt sind und auch Bammel vor der Begutachtung haben.
Viele Grüße,
Sandra