Wie wichtig ist es, sich mit der Vergangenheit einer Disziplin oder Subdisziplin zu beschäftigen? Ich meine, das ist wichtig. Als ich in der zweiten Hälfte der 1980 Jahre Psychologie studiert habe, gab es immerhin eine Vorlesung zur Geschichte der Psychologie. Leider war der vortragende Professor etwas einschläfernd. Aber ich kann mich erinnern, dass ich danach öfter mal nach Literatur gesucht habe, um zu verstehen, wie das, was eine Wissenschaft aktuell ausmacht, im Laufe der Zeit geworden ist. Warum bevorzugt die Psychologie das Experiment? War das schon immer so? Von welchen Disziplinen musste sich die Psychologie emanzipieren, von welchen wollte sie sich abgrenzen und warum? Und welchen Einfluss hat das darauf, was wir heute von der Psychologie als Disziplin erwarten? Ich meine, es kann in jeder Disziplin hilfreich sein, die Gründe zu kennen, warum z.B. welche Fragen gestellt, welche Methoden verwendet und welche Standards hochgehalten werden oder welche Paradigmen im Streit sind oder waren. Mein Eindruck war schon vor vielen Jahren, dass die zugeschriebene Relevanz eines historischen Bewusstseins in meinem Studienfach, der Psychologie (damals natürlich noch Diplom), mit der wachsenden Orientierung an den Naturwissenschaften ziemlich gesunken ist. Anders in der Pädagogik: Hier setzt man sich nach wie vor mehr und intensiv mit historischen Entwicklungen auseinander, wobei auch dieses Interesse mit der „Evidenzbasierung“ durchaus zu schwinden scheint.
Zur Hochschuldidaktik gibt es eine ganze Reihe von Texten, die sich mit Fragen der Entwicklung dieser (Sub-)Disziplin befassen. In einem Text, der in der Zeitschrift „Das Hochschulwesen“ 2015 (Heft 5+6) erschienen ist (siehe hier), hatte ich ursprünglich einen etwas längeren Abschnitt zu eben diesen Entwicklungen vorgesehen und in die erste Fassung entsprechend integriert. Dieser Versuch einer kleinen historischen Skizze hat dann aber zwischen den Gutachtern und mir eine interessante Debatte über die „Geschichtsschreibung“ in der Hochschuldidaktik ausgelöst. Am Ende, auch weil der Text eh mal wieder zu lang war, habe ich das dann wieder weitgehend rausgenommen.
Ein Fall für Impact Free ;-). Bevor also dieses Kapitel in den Untiefen meiner Ordner verschwindet, stelle ich meine Darstellung zu den Entwicklungen der Hochschuldidaktik nun in einem zweiten Impact Free-Text hier online. Es handelt sich nicht um die Ergebnisse einer Recherche von historischen Quellen, das muss ich gleich dazu sagen. Das hätte natürlich viel mehr Aufwand bedeutet, den ich für diesen Text (in dem die historische Skizze nur ein kleines Kapitel war) nicht hätte leisten können. Stattdessen hatte ich einige der bestehenden Darstellungen aufgegriffen, verglichen und versucht, daraus das meiner Einschätzung nach Wichtigste herauszuziehen; selbstverständlich habe ich die Hinweise der Gutachter aus der oben genannten Debatte beherzigt, was die Qualität dann hoffentlich erhöht hat.