Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Wann kommt die Aufklärung 2.0?

Wird das Web 2.0 „entmündigte“ Mitarbeiter zu kreativen Intrapreneuren und den gelangweilten Schüler zum selbständigen Denker machen? Wenn es nach den Beiträgen zum Thema Web 2.0 in der taz seit Anfang des Jahres geht, dann ist das so. In loser Folge beleuchtet das Blatt das „Lernen 2.0 … mit Reportagen aus Laptop-Klassen, Porträts vom Lernen mit Blogs und Wikis, Interviews mit Vordenkern des neuen Lernens“. Das ist erst einmal gut und die bisherigen Artikel mit den Titeln „Die Entmündigten lernen, kreativ zu sein„, „Blogs – die Zukunft des Lernens“ und „Blogs geben Lernen wieder Sinn“ sind denn auch dazu geeignet, der vielleicht noch nicht in allen Punkten so Web 2.0-affinen Öffentlichkeit interessante Infos, Erfolgsbeispiele (die ja auch tatsächlich existieren) und spannende Visionen zu liefern. So weit so gut. Aber Leute! Wie kommt es, dass man alle Namen kennt? Natürlich sind da Thomas Rau, Lisa Rosa, René Scheppler und Martin Riemer – wer würde diese Namen nicht kennen, wenn er/sie sich für ein wie auch immer geartetes „Lernen 2.0″ interessiert. Was hat das zu bedeuten? Dass wir nur zu zehnt sind? Oder vielleicht zu 30? Und selbst wenn wir 100 oder sogar 300 sind – wie weit sind wir dann noch vom kreativen Intrapreneur im Unternehmen und vom selbständigen Denker in der Schule entfernt? Vielleicht kommt das von den Blogs: Da wir uns da vernetzen und uns – von kleineren Differenzen einmal abgesehen – so gut verstehen, bauen wir uns womöglich eine eigene Wirklichkeit und nehmen „die anderen“  gar nicht mehr richtig war? Ob unser holländischen Wohnzimmer gar Einwegscheiben haben? Gut, ich übertreibe jetzt ein bisschen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir so langsam mehr werden müssten, wenn die Hoffnung aufgehen soll, dass digitale Re- und Evolutionen so etwas wie Ermöglicher für ein sinnvolleres und aktiveres Lernen in Richtung von mehr Selbständigkeit, Partizipation und kritischem Denken gehen soll. Wann kommt die „Aufklärung 2.0″?

28 Kommentare

  1. Liebe Gabi
    Leider hast du (glaub ich) recht. Man sieht es auch sehr gut daran, wer Kommentare in einem Blog zurücklässt. Das sind auch immer dieselben 😉
    Ich denke, das Problem ist, dass wir uns zwar über diverse Technologien untereinander vernetzen, aber kaum den Blick über den Tellerrand schaffen und nicht die Leute erreichen, die diese Technologien halt nicht nutzen. Wir schwimmen sozusagen in der eigenen Suppe. Und da reicht es nicht, dass wir ab und zu mal einen Vortrag darüber halten.
    Wie gelingt der Sprung über den Tellerrand? Sicherlich nicht nur über Medien, hier ist glaub ich noch viel „Basisarbeit“ zu leisten.
    Grüsse
    Mandy

  2. Manchen steht schon der kalte Angstschweiß auf der Stirn, wenn ich Web1.0-gemäß ankündige oder bitte, etwas per Mail zu schicken. (Wirklich. Aber ihr kennt die Blicke vermutlich auch…) Der Schulfilter meiner alten Schule blockte meine Moodle-Adresse, der Admin konnte/wollte nichts machen. Und nicht alle Schüler haben einen Internetzugang. Mein Hinweis in einer Deutsch-Fachkonferenz, man könne individuelle Förderung auch per Lernplattform stattfinden lassen, wurde lapidar abgebügelt: Man lerne am besten durch die Hand. Auch junge Referendare scheinen oft keine Idee vom Web2.0 zu haben; durchgeplante Webquests sind der Gipfel der neuen Medienkompetenz. Einbahnstraßen aus totem HTML.
    Vielleicht ist es auch die Angst, ein öffentlicher Lehrer zu sein – nicht jeder ist so mutig wie Christian Spannagel. Was, wenn herauskommt, dass meine Web2.0-Reihe ein Flop war? Was, wenn die Schüler das Experiment 2.0 ablehnen? Würde mein Projekt im Vergleich mit dem tollen Romantik-Projekt von Fr. Presser nicht ärmlich aussehen? Muss nicht immer alles wahnsinnig toll sein im Web2.0? Wird es an meiner Schule überhaupt jemand mitbekommen, wenn ich ein Web2.0-Projekt anstoße, oder ist „Öffentlichkeit“ auch da nur etwas für Web2.0-Insider und meine Hand voll Schüler?
    Lehrerängste, Befürchtungen – durchaus auch meine – und nicht zu unterschätzen.
    Sapere aude ist eine Maxime der kant’schen Aufklärung. „Habe Mut, dich deines Internets zu bedienen“ müsste sie lauten, will man Aufklärung 2.0 in Schulen erreichen. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg, womöglich verbunden mit einem Generationenwechsel.

  3. Ich bin Sprachlehrerin (vor allem Anfängerunterricht), und mache seit 2 Jahren meine „Babysteps“ in Richtung Web 2.0. Warum Babysteps? a) Wenn die Mehrzahl der Studenten sich tagtäglich sieht, dann machen manche Anwendungen nicht unbedingt Sinn.
    b) Ich belegte Kurs um Kurs, in denen mir die Technologie gezeigt wurde, das WIE also, nicht aber das WAS. Aus reinem Frust mache ich jetzt einen Master in E-learning. Allmählich sehe ich so, was man machen kann. c) Und vergessen wir den Faktor Zeit nicht. Seit der Ausstattung mit Projektoren in den Räumen sind meine Folien halt keine Folien mehr, sondern PowerPoints. Dabei brauche ich, ohne Übertreibung, die 10fache Zeit. Und das ist nur ein Beispiel für die Dinge, in die erstmal Zeit hineinfließen muss. Man (ich) muss die Erfahrung sammeln. Seit 3-4 Monaten folge ich regelmässig Blogs. Erst einem, dann 2, jetzt vielleicht 5. Der Tag hat nur 24 Stunden 😉 Und ich denke, dass ist ein wichtiger Punkt, bei dem mancher Frust empfindet. Es bedeutet mehr Arbeit, mehr Aufwand, zumindest am Anfang. Ja, es könnte sein, dass erst eine andere Generation nachwachsen muss.
    Aber bitte, nicht die Initiative verlieren, ich verfolge gespannt die Diskussionen, Ideen etc. Mal sehen, was sich einbauen lässt bei mir.

  4. oh je, da muss man leuten auf die füße treten. was du sagst, gabi, stimmt. die 2.0-community ist verdammt klein – und wahnsinnig selbstverliebt. nicht nur, dass die 1.0-lehrer zu träge, zu feige, zu eingespannt sind, sich auf eure neuen sachen einzulassen. die 2.0er suhlen sich lieber unter sich in ihren weisheiten – anstatt sich einem größeren publikum zu vermitteln. ich meine, die versuche, einer zeitung etwa, die sich ja an ALLE richtet (ideeller gesamtleser: die oma), mit den 2.0lern zu kommunizieren sind schwierig. man soll texte jenseits der 20.000er zeichen grenze NICHT kürzen. man darf titel NICHT machen – sonst sofort distanzierung in einem der blogs. man soll einladungen NICHT aussprechen, denn die 2.0er cracks müssten sich ja dem pöbel erklären. ok, zugesitzt. anders: miles davis spielte eine zeitlang mit dem rücken zum publikum. manche 2.0er sind stolz auf eben dieses. – dabei haben sie was zu bieten. best cif

  5. Vier Kommentare an einem Abend – das ist selten. Danke euch! Melde mich dazu am Wochenende nochmal zu Wort – einstweilen schließe ich mich der Sprachlehrerin oben an: Das ist echt ein Problem mit der Zeit 😉
    Gabi

  6. Pingback: lutzland.blog » Geschlossene Gesellschaft oder Aufklärung 2.0 ?

  7. Liebe Gabi,
    ich gebe Dir völlig recht, hoffentlich sind wir bald vom Stammtisch weg, sind endlich mehr, werden Mainstream und streuen.
    Ich versuche seit 3 Jahren „Aufklärung 2.0“ (schöner Begriff, übrigens).
    Meiner Einschätzung nach interessieren sich Lehrer und Erzieher, habe wirklich ne ganze Menge von denen kennengelernt, zum Großteil überhaupt nicht für dieses, ich nenne es mal „Neue Lernen“.
    Ich kenne alle ihre Nuancen der Ablehnung, von Ignoranz bis Angst.
    Das Auftauchen meines Namens in diesem ständig wiederkehrenden Groundhogday of Information ist schmeichelhaft und hält mich davon ab, lächerliche Flyer drucken zu lassen.
    Wenn Christian Füller meine Bagage (bist Du Teil meiner Bagage?) und mich als selbstverliebt empfindet, so zurückempfinde ich dies als Quatsch:
    Ich suche einen Job. Ich lebe von Hartz 4, alle meine relevanten Entdeckungen, Projekte, Passionen und Wünsche, die mit Grundschule zusammenhängen, sind mit Hartz 4 enstanden.
    Herzliche Grüße,
    Martin

  8. Übrigens: Im Hochschulbereich ist das auch nicht viel anders – jedenfalls wenn man die Professoren im Blick hat. Ich habe inzwischen ein schlechtes Gewissen, wenn ich die immer gleichen Namen tippe in dem Fall, dass ich mal wieder eine Vortragsanfrage nicht annehmen kann und „Ersatzpersonen“ nennen soll – das gilt leider auch für Podiumsdiskussionen bei der taz 😉
    Aber ob wir uns dabei in „Weisheiten suhlen“? Viele Blogs bieten inzwischen recht anspruchsvolle Beiträge, verweisen auf wirklich gute Quellen und reflektieren auf hohem Niveau. Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht prinzipiell schlecht, schon gar nicht, wenn man eben einen „Expertenaustausch“ will und sucht. Problematisch aber wird es da, wo wir mit unseren Ideen in der Praxis etwas verändern wollen (wie in den oben zitierten Artikeln dargestellt) – z.B. in der Schule, aber freilich nicht nur da, es gibt viele Bildungskontexte. Und in dem Punkt – so scheint es – sind sich alle Kommentatoren einig. Nur was tun? Als Messias durch die Gegend rennen? Wir bräuchten halt auch mal das Gehör der Politiker, denn viele Richtlinien für die Bildung (u.a. auch für die Lehrerbildung) werden schließlich vor allem politisch bestimmt.
    Gabi

  9. Oh – da haben wir ja sozusagen gleichzeitig protestiert – aber da muss man, glaube ich, tolerant sein: Journalisten leben davon, die Dinge ein bisschen zu überzeichnen – das ist halt ihr Job 😉

  10. Liebe Gabi,
    du hast recht [punkt] – auch wenn wir begeisterten es nicht gerne hören.
    Nehme ich meine eigene Universität her, sind wir eigentlich froh wenn Sie beginnen über elektronisch unterstützte Lehre nachzudenken. Hier rede ich aber vom Hochladen von Dokumenten.
    Mit anderen Worten, alles runds um Web 2.0 hat zwar Potential aber wie auch bei „Web 1.0“ braucht das Zeit bis es beim Endkunden ankommt. Darüberhinaus ist für viele Lehrveranstaltungen auch Web 2.0 nicht wirklich geeignet und dann kommt noch dazu, dass der Aufwand für die Lehrperson schlicht und einfach steigt. Und in Zeiten wo es wichtig ist, die besten Forschungsergebnisse zu erzielen, spielt Lehre eine untergeordnete Rolle.
    Fazit: Ganz pragmatisch gesehen, können nur ein paar Personen überbleiben 🙂
    lg aus Graz

  11. Also vielleicht bin ich ja schon ein bißchen alt. Aber diese revolutionäre Ungeduld erinnert mich an mein junges ego aus den 70ern! Wir haben das Neue Lernen noch nicht! Wir experimentieren in der Übergangsgesellschaft zu einer Gesellschaft in der es ziemlich vermutlich normal sein wird. Wir beginnen in unserer eigenen begrenzten Praxis in unserem jeweiligen tätigkeitsfeld – an der Uni, in der Referendarsausbildung, in der Schule. Wie alt ist Web 2.0? Ein paar Jahre. Was erwartet ihr? – Allerdings muß man sagen, dass Deutschland nicht grad die Avantgardenation ist. Ich freue mich mal, dass es in Obamaland schon weiter ist.
    @cif: Was titel angeht: Dat hat mich nun wirklich geschmerzt, dass ich lesen muss: „Blogs geben lernen Sinn“. So schaffen wir die Neue Lernkultur? Nur der Lerner gibt seinem Lernen Sinn. Und nur, wenn nach diesem Motto die Schule läuft, nämlich das Lernen der Selbstbestimmung der Lernenden zu übergeben, haben wir eine Chance auf die Neue Lernkultur. Die kommt – mit oder ohne Blogs.

  12. „Aufklärung 2.0“? Ist es wirklich ein Aufklärungsproblem? M.E. schon eher ein tief verwurzeltes Habitusproblem – und da brauchen wir einen sehr langen Atem.Die Schule ist weit von einer modernen Internetnutzung und -politik entfernt.Blogs sind nur eine Stimme im Konzert. In 3 bis 5 Jahren ist z.B. die FAZ ein Superblog und Bertelsmann zieht systematisch seine Großkreise. Wenn wir keine neue Qualität von Vernetzung mit Qualitätsanspruch erfinden, dann gießen wir eben in 5 Jahren unsere Miniblogs weiter oder unsere Vorgärten.

  13. Pingback: Appendix-Blog » Blog Archiv » Was die Spatzen von den Dächer

  14. liebe gabi reinmann,
    du antwortest: „Aber ob wir uns dabei in “Weisheiten suhlen”? Viele Blogs bieten inzwischen recht anspruchsvolle Beiträge, verweisen auf wirklich gute Quellen und reflektieren auf hohem Niveau.“#
    ja klar, es war ja nicht mein einwand, dass es kluge beiträge gibt – in den blogs. das ist doch gut so, dass die community sich dort auf hohem nievau austauscht. #
    eine ganz andere frge ist die der popularisierung, andere sagen: diffusion einer innovation. die klappt nicht so einfach. lernen2.0 soll doch, bitteschön, nicht nur in den blogs zuhause sein, sondern die zum teil schrecklich schlechten schulen erobern. oder?#
    @lisa rosa: niemand (in worten NIEMAND) draussen versteht die popelei an einem satz wie „blogs geben lernen wieder sinn“. für das publikum ist das ein superverständlicher positiver zugang. aber dieser satz wird im blog kleingeheckselt. wieso eigentlich? ich habe, glaube ich, 10x gelesen, was jürgen robes dazu geschrieben hat. ich bin mir ziemlich sicher, dass die kritik gut ist für die selbstvergewisserung der szene – aber für die diffusion nach draußen nichts bringt.#
    aber das ist nur ein beispiel und keine attacke. wir als zeitung, als taz gehen ja das wagnis ein, unsere 1.0-print-kultur in den diskurs mit den experten in einem öffentlichen forum zu stellen. d.h. wir versuchen das publikum und die szene zu verbinden. udn da sist zuallererst für uns schmerzhaft, weil wir einen reisenschritt machen müssen. mal sehen, mandy schiefner jedenfalls ist seit heute dabei. prima. (zusammen mit denen, die hier schon aufkreuzen: http://www.fuellers-bureau.de/index.php?id=219)
    best cif

  15. pardon: jochen robes natürlich. 😉

  16. Lieber Christian,
    über Sinn beim Unterrichten bzw. Lernen nachzudenken, vor allem darüber, wo er herkommen kann und was oder wer ihn generieren kann, ist keine Selbstvergewisserungspopelei, sondern die Kernüberlegung dafür, was wohl „Lernen 2.0“ oder „Neue Lernkultur“ sein wird. Das Problem des alten Unterrichtens ist die Vorstellung, Sinn sei Sinn“stiftung“, die der Lehrer, der Lehrplan oder die Gesellschaft für die Lerner/Schüler herstellen. Oder ein Medium, ein Material, ein tool, das diesen Sinn produziert. Aber die Fähigkeit zur eigenen Sinnbildung, die einzige Form, überhaupt Sinn zu generieren, ist die Hauptaufgabe der Neuen Lernkultur. Norbert Bolz mit seiner Bezeichnung „Sinngesellschaft“ hat das sehr gut erkannt. Mag sein, dass Du selbst Dich erst mal auf eine solche Aussage einlassen müßtest, bevor Du sie gleich für Deine Leser vermeintlich griffig vereinfachst. Ich glaube nicht, dass Du besser weißt als wir andern alle, was „die da draußen alle“ verstehen oder nicht verstehen können. Ich wäre da ein bißchen vorsichtiger mit Generalisierungen. Und wenn wir schreiben würden „Blogs geben Lernen wieder Sinn“, dann befestigen wir ja gerade die oben beschriebene alte und falsche Vorstellung und können den Paradigmenwechsel nicht hinkriegen und nicht verständlich machen. Warum sollten jedoch „die da draußen alle“ – wer ist das denn, und wie kann man das pauschalisierend typisieren? – nicht verstehen können, wenn wir zum Beispiel schreiben: Mit dem Medium Blog kann es gelingen, sich einen eigenen Reim auf die Realität zu machen? Hältst Du die Tazleser für blöde? Deine berüchtigte „Oma“ liest sie doch wahrscheinlich eher nicht, dafür viele Akademiker.

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  18. Hallo Zusammen, wie so oft und nicht nur hier wird in Kategorien und Richtungen gedacht. Die Denker denken, die Schüler monieren und die Pioniere kämpfen für ihre Sache.
    Nur, wenn wir dem Stammtischstatus entwachsen wollen, dann müssen wir gemeinsam agieren! Keine neue Erkenntnis, aber gerade das ist doch der Vorteil von Web 2.0. Es werden Grenzen überschritten, und Bereiche betreten, die zu einem hohen Grad von Austausch führen (können). Die meisten Namen hier, sind mir bekannt aus verschiedensten Kontexten. Das bestätigt, dass wir noch eine sehr kleine und überschaubare Gruppe darstellen. Dass wir alle sehr gut mit der Tastatur umgehen können, haben wir bewiesen. Dass hier viele mit eigenen tollen Produkten sitzen, erfährt man beim Zweiten hinsehen. Das sind Kräfte die es zu mobilisieren gilt – und zwar: Gemeinsam!
    Dies ist ein Aspekt, den sich die Maschendraht-Community (http://maschendraht.mixxt.de) als Ziel gesteckt hat.
    Ein weiteres Großprojekt, neben anderen Zielsetzungen, ist die mentorielle Betreuung von Web-2.0-Neueinsteigern.
    Web 2.0 ist nur ein Werkzeug, wenn man dieses aber richtig einsetzt führt es zu hohen Emergenzen. Wir sehen unser Angebot als Serviceleistung für das „Neue Lernen“. Salopp formuliert, wollen wir die Lehrenden an die Hand nehmen und so den Einstieg ermöglichen. Jetzt gilt es diese zu erreichen, die es betrifft. (Flyer, Werbung…)
    Die Anwendungen sollten nicht im Vordergrund stehen, sondern die Produkte und die Lernerfolge… bis dahin ist es noch ein langer Weg und über den Zaun brechen geht im Schubladen-Bildungssystem nicht.
    Entschuldigt meine kleine Werbeeinheit, aber es passte so gut in den Kontext. Deshalb von mir an dieser Stelle noch ein Aufruf: Macht-mit-im-Mitmachnetz! Es müssen Taten folgen! 🙂
    Viele Grüße, Melanie
    PS: Liebe Gabi, ich hoffe, ich habe deine Werbegeduld nicht allzusehr strapaziert. Es geht um ein gemeinsames Vorankommen im „Lehren und Lernen 2.0“. Schau doch einfach mal rein. 🙂

  19. damit nicht immer diesselben kommentieren 😉 – es gibt erste Schritte in Richtung Mainstream! in meinem Umfeld habe ich schon einige infiziert – ich hoffe, es entstehen daraus interessante Projekte von anderen Lehrern MEINER Fächer, mit denen ich dann mein Schüler-Weblog (ethik7.blogspot.com) vernetzen kann.
    Steter Tropfen höhlt den Stein 😉
    Grüße
    mandy

  20. Liebe Gabi,
    ein wirklich sehr guter Beitrag, der mir aus der Seele spricht, und eine tolle Diskussion.
    Du schreibst: „Nur was tun? Als Messias durch die Gegend rennen?“ Ich würde sagen: Ja – so ähnlich. Und zwar folgendermaßen: Ich habe bislang immer Web-2.0-Veranstaltungen für Lehramtsstudierende gehalten, in denen ich die Teilnehmer mit den Tools habe experimentieren lassen. Dabei sollten sie die Möglichkeiten und Grenzen dieser Tools für den Schuleinsatz diskutieren. Das waren immer Diskussionen „im luftleeren Raum“ – ohne wirkliche Praxiserfahrung. Schrecklich. Darüber hinaus haben wir jede Menge Lehrer, die vielleicht gerne mal was ausprobieren würden, aber tatsächlich weder Zeit noch Muße haben, sich in neue Technologien einzuarbeiten.
    Daher versuche ich im nächsten Semester folgendes Modell zu fahren: Studierende gehen in kleinen Teams (2-3 Personen) an Schulen und und coachen Lehrer beim Einsatz von Web-2.0-Tools. Dabei entsteht eine „win-win-win“-Situation: Die Schüler lernen mit den Tools umzugehen, die Lehrer lernen mit den Tools umzugehen, und die Studierenden lernen mit den Tools umzugehen. Die Erfahrungen werden dann in den Seminarsitzungen reflektiert. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man ein paar Lehrer findet, die mitmachen wollen. Das ist zwar „Operieren im Kleinen“ – aber vielleicht wirksamer als irgendwelche politischen Eingriffe inkl. der dazugehörigen Worthülsen.
    Viele Grüße aus Ludwigsburg,
    Christian

  21. @Christian: Das scheint mir ein sehr vielversprechender Ansatz zu sein! Super, viel Erfolg!

  22. Hallo zusammen,
    danke! Der Beitrag liefert offenbar Diskussionsstoff :-). Danke für alle Hinweise! Nur noch wegen der „Messias-Tätigkeit“: Bei mir sind keine Lehramtsstudierenden! Wir haben zwar das eine oder andere Schulprojekt (Forschung), sind aber in der Lehre für den Studiengang Medien und Kommunikation zuständig …
    Gabi

  23. Hallo Gabi,
    ich weiß, dass ihr keine Lehramtsausbildung macht. Aber könnte man das Konzept nicht z.B. auch auf die Hochschule übertragen? Also dass Studierende andere Hochschuldozenten coachen? Es muss sich ja auch nicht unbedingt um didaktisches Coaching handeln – es kann sich ja auch um Coaching bzgl. Mediengestaltung, Gestalten von Kommunikationsszenarien usw. handeln. Könnte man so nicht die entsprechenden Kompetenzen an der eigenen Hochschule „verteilen“? Wäre das nicht eine ähnliche win-win-Situation (Dozenten lernen und Studenten lernen)? Ist nur so ne Idee – das kommt natürlich extrem auf die Hochschulstrukturen an.

  24. Nein, darauf bezog sich ja auch mein Hinweis nicht, sondern nur darauf, dass wir keinen direkten Einfluss (Stichwort „Messias“ ;-)) auf Schule und Lehrerausbildung haben. Ich denke, bei uns läuft das (im kleinen Bereich) eh oft so; vor einiger Zeit habe ich auch mal ein Seminar gemacht, wo dann immerhin eine Gruppe beim „Coachen“ von Dozenten (wir haben das nur anders genannt) langfristigen Erfolg hatte (in dem Sinne, dass das heute noch läuft). Also: War ein Missverständnis. 🙂 Die Idee selbst ist natürlich weit anwendbar.
    Gabi

  25. Inzwischen stellt die Maschendraht-Community, von der Melanie berichtet hat, ihre Mentoren für Web 2.0 schon auf der ersten Seite vor: http://maschendraht.mixxt.de

  26. Also vielleicht bin ich ja schon ein bißchen alt. Aber diese revolutionäre Ungeduld erinnert mich an mein junges ego aus den 70ern! Wir haben das Neue Lernen noch nicht! Wir experimentieren in der Übergangsgesellschaft zu einer Gesellschaft in der es ziemlich vermutlich normal sein wird.

    Diesen Satz von Lisa Rosa finde ich wichtig. Meine Erfahrung ist, dass ich selbst meist zu ungeduldig bin, was anderer Leute Begeisterung angeht. Vor 1-2 Jahren habe ich von meinen Projekten erzählt – und zwar in einer Weise, von der ich dachte, dass sie bei Kollegen Interesse weckt.
    Inzwischen mache ich meine Projekte, erzähle hie und da auf Nachfrage (denn es „kommt ja immer mal wieder was raus“) ein wenig, aber nicht mehr „agitierend“, sondern nüchtern, sachlich – (meist) begeisterte Schüler, kleine Einblicke tun ihr Übriges. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es (zumindest an meiner Schule) besser ist, man lebt das vor, tastet sich in kleinen Schritten an da Interesse der Kollegen ran, hilft dann hier und da mit der Einrichtung einer Web Anwendung oder von Moodle etc.
    Denn für die nicht-web-affinen Kollegen kommt die Begeisterung (zumal von einem „Jungen“, wie ich einer bin), oft wie naive Fortschrittsgläubigkeit rüber. Ich kann ihnen das nicht verdenken – wahrscheinlich haben sie schon viele revolutionäre „Lerntechniken“ erlebt. Wer nicht nah dran ist, wird nicht sofort sehen, dass das Web vielleicht was anderes als der Filmprojektor ist.
    Insofern: was die Geschwindigkeit der Ausbreitung angeht, habe ich mir inzwischen Geduld verordnet. Währenddessen höhlt steter Tropfen den Stein.

  27. Hallo Andreas,
    das ist ein guter Trost für alle, die zu schnell enttäuscht sind, wenn man in „die Schranken“ gewiesen oder nicht gehört wird. Allerdings: Ich bin jetzt nicht mehr so jung und ich werde ungeduldiger, vielleicht weil man merkt, dass man nicht ewig Zeit hat. Vielleicht brauchen wir auch ein bisschen mehr Ungeduld … wer weiß.
    Gabi

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